Die Maßlosigkeit geht ungebremst weiter
Von wegen Umdenken in der Fußballwelt. Corona ist schon weit weg.
Der Mensch vergisst schnell. Die Fußballwelt auch. Wie oft wurde in Coronazeiten ein Umdenken angekündigt. Die Zeit sei reif für globale Umstellungen, hieß es. Weg vom Gigantismus im Sport mit horrenden Summen für Transfers. Viele Clubchefs versprachen ein Einsehen und eine Abkehr von Millionenbeträgen.
Die Coronakrise ist zum Alltag geworden, vielerorts ist sie unter Kontrolle, und nun scheint die Fassade zu bröckeln. Munter wird im internationalen Fußballgeschäft wieder an atemberaubenden Konstruktionen getüftelt. In der Premier League in England machte dieser Tage das Gerücht die Runde, dass ein saudi-arabischer Staatsfonds Newcastle United um 400 Millionen Euro übernehmen wird. Das ruft Menschenrechtler auf den Plan, denn hinter diesen Investoren steckt der umstrittene Kronprinz Mohammed bin Salman, außerdem werden dem Wüstenstaat zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Erzürnt sind sogar die Nachbarn und Manchester-CityMehrheitseigentümer aus Abu Dhabi – und das, obwohl die Herrschenden dort ebenfalls in Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind. Eigentlich üble Parallelen, aber das Fußballleben geht weiter. Ungebremst auch damit die Maßlosigkeit. Ein Einsehen nach der Krise und die oft beklagten Zukunftsängste vieler Vereine sehen anders aus. Solange die enormen TV-Gelder Millionen in die Kassen der Vereine schwemmen, wird das umtriebige Geschäftemachen weitergehen. 2,3 Milliarden Euro werden pro Jahr allein in der Premier League für Fernsehrechte verteilt. Diese Woche wurden in Deutschland die sensiblen Verhandlungen gestartet. Millionen stehen auch hier bereit.
Die Transfersummen werden damit bleiben. Die Superstars sind weiter unbezahlbar, die Vereine dürfen sich schon bei mittelklassigen Spielern über 20 bis 50 Millionen Euro an Transfereinnahmen freuen. Wo bleibt bitte das Umdenken? Noch kann die Chance auf eine Abkehr von fragwürdigen Geschäften genutzt werden. Der Glaube an eine Wende wird aber schwächer. Willkommen in der Coronazeit danach.