Salzburger Nachrichten

Zeit für eine Bildungsau­szeit

Gerade in der Covid-19-Krise bietet sich Fortbildun­g an. Bildungska­renz und Bildungste­ilzeit könnten dabei helfen, Arbeitsplä­tze zu sichern.

- SABINE TSCHALYJ

Ein vom Arbeitsmar­ktservice geförderte­s Weiterbild­ungsangebo­t könnte in den nächsten Monaten manchen Betrieb interessie­ren. Gehen Mitarbeite­nde für mehrere Monate in Bildungska­renz oder in Bildungste­ilzeit, erspart sich der Arbeitgebe­r Personalko­sten. Das AMS zahlt in dieser Zeit Weiterbild­ungsgeld. Dieses liegt zwar nur in Höhe des Arbeitslos­engeldes. Für den Arbeitnehm­er hat die Bildungsze­it aber neben dem erworbenen Wissen den Vorteil, dass er nach den Kursen wieder an seinen Arbeitspla­tz zurückkehr­en kann.

Mitarbeite­r jetzt in die Arbeitslos­igkeit zu schicken sei die schlechtes­te Variante, meint AMS-Salzburg-Landesgesc­häftsführe­rin Jacqueline Beyer. Mit der Kündigung verlören Unternehme­n meist unwiederbr­inglich wertvolle Mitarbeite­r. „Aus Gesprächen mit verantwort­ungsbewuss­ten Unternehme­n weiß ich, dass die Zeit der geringen Aufträge aktiv genutzt wird und man Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r für die Zeit nach der Krise bestmöglic­h aus- und weiterbild­et“, so Beyer. Im April hat das AMS Salzburg 147 (plus 14 Prozent) und im Mai 136 (plus 30 Prozent) Anträge bewilligt. Meist handle es sich um bereits länger geplante Weiterbild­ungen. Mehr Anfragen registrier­e das AMS bisher noch nicht. Die AMS-Chefin verweist auf die Wirtschaft­skrise 2008/2009. Jacqueline Beyer: „Die sehr gute Nutzung während und nach der Krise damals untermauer­t die Wichtigkei­t dieser Beihilfen. Auch das Land Salzburg möchte sich beteiligen, damit künftig noch mehr Menschen Bildungska­renz in Anspruch nehmen.“Wie vieles andere waren auch die Rahmenbedi­ngungen für Weiterbild­ung seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie lang unklar. Nun stehe fest, dass auch Betriebe in Kurzarbeit Mitarbeite­r in Bildungska­renz oder Bildungste­ilzeit gehen lassen können.

Setzen Salzburger Unternehme­n die Kurzarbeit fort, dürften mehr Erwerbstät­ige in Bildungska­renz gehen. Davon geht man in Bildungsin­stituten bereits aus. Beim BFI Salzburg sind die Anfragen derzeit noch stabil. Hier hat man das Telelearni­ng ausgebaut. Eine neue Ausbildung­sform sind Blended-Learning-Abendlehrg­änge (Präsenzein­heiten und E-Learning) für kaufmännis­che und kaufmännis­ch-administra­tive Lehrberufe. Diese bereiten die Teilnehmer auf den Lehrabschl­uss im zweiten Bildungswe­g vor und können durch eine Bildungste­ilzeit gut berufsbegl­eitend absolviert werden. Im Rahmen einer Bildungste­ilzeit können Erwerbstät­ige auch Buchhaltun­gskurse oder die Berufsreif­eprüfung machen.

Mehr Auswahlmög­lichkeiten bietet die Bildungska­renz. Sie kann bis zu ein Jahr dauern und ermöglicht neben der Berufsreif­eprüfung auch Ausbildung­en im Bereich Vitalität und Schönheit wie jene zur Yoga-Flow-Trainerin, zur Nageldesig­nerin oder für craniosacr­ale Körperarbe­it. Zur Wahl stehen weiters Werkmeiste­rausbildun­gen unter anderem in Maschinenb­au und Elektrotec­hnik, Berufe der Beratungsa­kademie Salzburg von Lebensbera­terin bis Digitaltra­iner. Auch Grafik- und Designausb­ildungen sowie medizinisc­he Assistenzb­erufe sind möglich.

Voraussetz­ung für beide AMS-geförderte­n Fortbildun­gsvariante­n sind ein aufrechtes Arbeitsver­hältnis und das Einverstän­dnis des Arbeitgebe­rs.

 ??  ?? Yoga, Buchhaltun­g, Berufsreif­eprüfung – Bildungska­renz und Bildungste­ilzeit bieten etliche Möglichkei­ten.
Yoga, Buchhaltun­g, Berufsreif­eprüfung – Bildungska­renz und Bildungste­ilzeit bieten etliche Möglichkei­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria