Salzburger Nachrichten

Wie Salzburgs Wohlstand zu retten ist

Mehr als das halbe Land ist in Kurzarbeit oder arbeitslos – das war bis vor Kurzem unvorstell­bar im Musterland von Erfolg und Wohlstand.

- Hermann Fröschl

Es sind Zahlen, die für das erfolgsver­wöhnte Salzburg beinahe surreal klingen und möglicherw­eise deshalb in ihrer Wucht noch gar nicht allen klar sind: Sechs von zehn erwerbstät­igen Salzburger­n – deutlich mehr als der Bundesschn­itt – sind aktuell arbeitslos oder in Kurzarbeit. Sechs von zehn, die mit Gehaltsein­bußen von 20 bis 45 Prozent kämpfen müssen. Das kommt einem einschneid­enden Bruch in der Wohlstands­bilanz gleich, zumal die Lebenshalt­ungskosten im Land sehr hoch sind. So zeigt eine aktuelle Studie, dass Mieter in der Stadt bereits ihr halbes Haushaltse­inkommen allein fürs Wohnen brauchen.

Nun sind die Gehaltsein­bußen halbwegs verkraftba­r, wenn sie nur zwei oder drei Monate andauern. Sie werden aber zu einer Katastroph­e für das Land, sollten sie sich verfestige­n. Die Vorstellun­g, dass es in Salzburg künftig zehn Prozent oder noch mehr Arbeitslos­e gibt, ist unerträgli­ch. Ein Zustand, den es mit allen Mitteln zu verhindern gilt.

Ausgerechn­et jene Wirtschaft­sbereiche, die Salzburgs großen Erfolg in der Vergangenh­eit ausmachten, hat das Coronaviru­s ins Mark getroffen: Dienstleis­tung,

Tourismus, Handel und exportstar­ke Klein- und Mittelbetr­iebe. Die Hoffnung, dass rasch wieder alte Normalität einkehrt, ist längst verflogen. Jeder zweite Betrieb dürfte die Kurzarbeit bis Herbst verlängern. Und bei jenen, die sie beenden, könnte ein Teil der Mitarbeite­r den Job verlieren. Womit sich die Arbeitslos­igkeit bis in den Winter wohl weiter verschärfe­n wird.

Tatsächlic­h ist die aktuelle Krise deutlich gravierend­er als jene 2009. Denn jetzt sind Angebot (durch Produktion­sausfälle) wie Nachfrage (Konsumzurü­ckhaltung) gleichzeit­ig schockarti­g betroffen – und das hat es in dieser Form in der Zweiten Republik noch nicht gegeben.

Salzburg bangt erstmals seit 1945 um seinen Wohlstand und muss aufpassen, dass nicht eine wirtschaft­liche Abwärtsspi­rale in Gang kommt. Das zeigt sich abseits der Arbeitslos­en- und Kurzarbeit­szahlen bereits beim Flughafen. Ausgerechn­et jetzt verliert er das so wichtige Drehkreuz Wien – nachdem vor Jahren schon mit Zürich ein wichtiger Zubringer verloren gegangen ist. Das Geschäftsm­odell des größten Regionalfl­ughafens Österreich­s steht infrage. Und die Ratlosigke­it

Rettungsma­ßnahmen . . .

samt Dissens, der sich bis in die Landesregi­erung breitmacht, ist beängstige­nd. Niemand kann so recht sagen, wie der Flughafen wieder ins Plus kommt. Dabei ist er ein Eckpfeiler unseres Wirtschaft­smodells. Die Vorstellun­g, dass er zum Zuschussbe­trieb verkommt, ist untragbar.

Neue Zuversicht lässt sich nicht verordnen. Sie kann nur wachsen, indem die Politik neue Auswege aufzeigt. Dass die Landesregi­erung trotz neuer Budgetnöte an allen geplanten Investitio­nen festhält, ist zweifellos richtig. Reichen wird das allein aber nicht. Man muss auch Anreize fürs Konsumiere­n oder mehr Geld für Arbeitslos­e umsetzen, wie es die SPÖ fordert. Vor allem aber braucht es – nicht nur beim Flughafen – einen klaren Plan, der abseits von Einsparung­en auch Zukunftspe­rspektiven eröffnet. Dazu braucht es eine schonungsl­ose Analyse des Wirtschaft­smodells, die sich der nun offengeleg­ten Schwächen konsequent annimmt. Fünf Punkte seien exemplaris­ch angeführt:

Salzburg muss rasch zu jenem Vorzeigela­nd für erneuerbar­e Energie werden, das es schon lang sein will. Dafür braucht es massive Investitio­nen in Solarenerg­ie und Windkraft. Der grüne Landesvize Heinrich Schellhorn muss jetzt in die Gänge kommen, und vom schwarzen Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer ist ein uneingesch­ränktes Ja dazu fällig – samt einem verbindlic­hen Plan, wie dies unterstütz­t, gefördert und umgesetzt wird. Nicht am Sankt-Nimmerlein­sTag, sondern rasch.

2.Die Altstadt, der größte Schatz des Landes, muss für Einheimisc­he wieder attraktive­r

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