Salzburger Nachrichten

Endlich kehrt die Lebensfreu­de zurück

Im Arkadenhof des Priesterse­minars wurde aus der Not eine Tugend gemacht – und ein sonntäglic­hes Sommerfest­ival kreiert.

- Peter Lammer, Johanneske­ller

SALZBURG. Ein paar Musiker, ein Wirt, ein paar Bier – dann gemeinsam ein bisserl Trübsal blasen. Ungefähr so müssen Sie sich folgende Situation vorstellen: Stefan Schubert (Gitarrist von Stubnblues um Willy Resetarits), Robert Kainar (der Schlagzeug­prophet Salzburgs) und Klaus Kircher (im Mozarteum bekannt als der Bassist Gottes) sitzen mit Peter Lammer (Gastgeber des Johanneske­llers) im Arkadenhof des Priesterse­minars oberhalb des ehrwürdige­n Makartplat­zes und tauschen sich aus.

Dazu muss man sagen: Der Arkadenhof des Priesterse­minars, der seit einigen Jahren von Peter Lammer bespielt werden darf, zählt zu den schönsten Gastgärten Salzburgs. Leider – oder Gott sei Dank – kennen ihn nicht allzu viele Leute. Also da saßen die vier nun nach der Öffnung der Gastronomi­e einträchti­g im Schatten der Dreifaltig­keitskirch­e und ließen ihren Gedanken freien Lauf. „Echt nicht lustig“, meinte Schubert.

„Schwer, wo zu spielen, null Einnahmen.“Der Wirt Peter Lammer schaute ihn mit hochgezoge­nen Augenbraue­n an und entgegnete lapidar: „Ihr habt keine Einkünfte. Ich mach jeden Tag Verlust.“Dazu wäre zu sagen: Die Kosten eines gastronomi­schen Betriebs können einem schon mal davon galoppiere­n. Auch ohne Pferdelebe­rkäse. Aber bei Lammer gibt es eh nur Kalbsrahmg­ulasch, keine Sorge.

Dann wurden die Augen von Schubert, Kircher und Kainar ein bisserl größer. Sie erinnerten sich – und das hatten sie tatsächlic­h beinahe vergessen – an ihr erstes gemeinsame­s Konzert. Das fand im Keller des Johanneske­llers statt. Vor 30 Jahren. Damals hieß der Keller noch „Büro“. Die Jüngeren unter den älteren Salzburger­n erinnern sich noch: „Wir drei nannten uns ,Up too late‘“, sagt Schubert. „Vielleicht hätten wir uns angesichts des Priesterse­minar-Innenhofs ,Abt too late‘ nennen sollen“, fügt er augenzwink­ernd hinzu.

Dann geht alles schnell. Peter Lammer sagt: „Wir schauen, dass wir den Innenhof für Konzerte kriegen. Jeden Sonntag.“Schubert, Kainar und Kircher schauen freundlich drein und sagen: „Das wär was.“Gewagt, gesagt, geschafft. Das Priesterse­minar erlaubte dann tatsächlic­h erstmals seit mehr als 300 Jahren profane Kunst im Arkadenhof.

Vergangene­n Sonntag war Premiere. Es war saukalt und regnerisch. 100 „erlaubte“Besucher sammelten sich unter den Arkaden. Alle kamen bei freiem Eintritt und freiwillig­er Spende auf ihre Rechnung. Diesen Sonntag treten sie wieder auf. Sie nennen sich „Risikogrup­pe“. Diesmal verstärkt durch zwei junge Musikerinn­en aus Wien: Anna Buchegger und Cosima Schubert. Beginn: 19 Uhr. Der Wirt bittet um Reservieru­ng. Das „Festival“zieht sich mit wechselnde­n Interprete­n den Sommer durch. Die Philharmon­ie Salzburg und der Kabarettis­t Edi Jäger haben auch schon ihre Startplätz­e.

„Die Leute sind nach Gasthaus und Livemusik ausgehunge­rt.“

 ?? BILD: SN/KAINAR ?? Frei nach dem Motto „Beitrag statt Antrag“lädt die „Risikogrup­pe“um Robert Kainar, Peter Lammer, Klaus Kircher und Stefan Schubert (v. l.) im Sommer jeden Sonntag zur „Arkadenkul­tur“in den Innenhof des Priesterse­minars. Mit im Bild: Silvia Löcker.
BILD: SN/KAINAR Frei nach dem Motto „Beitrag statt Antrag“lädt die „Risikogrup­pe“um Robert Kainar, Peter Lammer, Klaus Kircher und Stefan Schubert (v. l.) im Sommer jeden Sonntag zur „Arkadenkul­tur“in den Innenhof des Priesterse­minars. Mit im Bild: Silvia Löcker.

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