Mit flauschigem Strick auf Erfolgskurs
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SEEKIRCHEN. Eigentlich hatte die Seekirchnerin Agnes Winzig mit Alpakas nichts am Hut. Bis sie vor fünf Jahren durchaus ungeplant in ihr Leben traten. Und zwar als flauschige Gestalten mit Knopfaugen, die auf eine Fellschur warteten. „Ein Freund von mir besitzt ein Alpaka und ich habe angeboten, ihm bei der Schur zu helfen.“Für die harte Arbeit wollte die 48Jährige allerdings kein Geld, sondern lieber in Naturalien bezahlt werden. Also Wolle. Und diese wiederum hatte für sie weitreichende berufliche Folgen.
Seit nunmehr vier Jahren fertigt die Kunsthandwerkerin verschiedenste Produkte aus Alpakawolle an. Von edlen Strick- und Häkelwaren bis hin zu gefilzten Patschen und Schuheinlagen. Nicht zu vergessen der Verkaufshit mit dem klingenden Namen
Salzburger Oaschdackerl. „Das ist eine gefilzte Sitzunterlage, beschichtet mit Naturlatex. Optimal auf dem Ansitz, bei Festivals, im Stadion oder bei Wanderungen.“
Doch bevor sie ihre Ware anbieten konnte, war Materialkunde angesagt. „Ich kannte diesen Werkstoff nicht und hab mich erst einmal eingehend damit beschäftigt.“Beim Stricken und Häkeln sei die Wolle der Alpakas ein wahres Wunderwerk. „Sie ist weich, belastet die Haut nicht bei der Arbeit. Im Gegenteil, sie macht sie sogar sehr fein.“Schwieriger sei das Material beim Filzen. Denn anders als die Schafwolle habe Alpakawolle kein Fett, sondern Luftkammern, die das Filzen erschwerten. „Darum geb ich für meine Filzprodukte immer auch ein wenig Schafwolle dazu.“
Für den Träger biete das Fellkleid der Alpakas nur Vorteile. „Die Wolle ist hypoallergen, macht also auch keine Probleme, wenn man auf Tierhaare allergisch ist.“Zudem seien Socken & Co. sehr warm, aber auch atmungsaktiv.
Die Nachfrage nach Produkten aus Alpakawolle sei seit Jahren ungebrochen groß. Die Wolle von den Tieren des Freundes ist längst zu wenig geworden. Bis zu 400 Kilogramm bezieht Winzig jedes Jahr von Alpakahaltern aus ganz Österreich. „Da bräuchte ich eine Herde von bis zu 40 Tieren, um mich selbst mit der Wolle versorgen zu können.“Eine Freundin bringt das Fell für sie in Form, heißt: spinnt es zu Wolle oder filzt es.
Dann wird es im Atelier der gebürtigen Salzburgerin weiterverarbeitet. Und zwar in reiner Handarbeit. „Ich habe keine modernen Apparaturen, sondern lediglich meine Hände und eine mechanische Strickmaschine, mit der ich große Teile wie Ponchos, Loops oder Paschminaschals herstelle.“Und so verbringe sie Wochen und Monate in ihrem Atelier, um zu stricken und zu häkeln. Das Ergebnis ist zum einen auf Kunsthandwerksmärkten und im s’Fachl in der Salzburger Kaigasse erhältlich, zum anderen in ihrem Online-Shop auf www.agneswinzig.com
Mit dem Kunsthandwerk hat Winzig eine alte Leidenschaft wiederentdeckt. Schon als kleines Kind brachte ihr die Oma das Stricken und Häkeln bei. „Die Arbeit mit dem Faden war mein Spielen als Kind.“Ursprünglich erlernte sie den Beruf der Krankenschwester, übte ihn aber nie aus. „Ich bekam früh Kinder und habe mich ab da zu Hause der Kunst gewidmet.“Mit Erfolg. Sie ist als bildende Künstlerin und Bildhauerin tätig, sie schreibt Gedichte und fertigt Schmuckstücke an. „Wann immer wichtige Lebensthemen auftauchen, arbeite ich sie in allen Facetten der Kunst auf.“
„Das Stricken und Häkeln war mein Spielen in der Kindheit.“