Salzburger Nachrichten

RASSISMUS

Der gewaltsame Tod des Afroamerik­aners hat weltweit Proteste gegen Polizeigew­alt und Rassismus ausgelöst. Und eine Debatte, in der es darum geht, wie wir uns erinnern.

- SN-holz, gudo, dpa

Der Tod von George Floyd hat Proteste gegen Polizeigew­alt ausgelöst. Und eine Debatte, wie wir uns erinnern.

George Floyds Bruder Rodney sagte vergangene­n Dienstag, am Tag der Beisetzung seines Bruders: „Jeder wird auf der ganzen Welt seiner gedenken. Er wird die Welt verändern.“Eindrücke von dem, was das bisher bedeutet.

1. Neuseeländ­ische Stadt stößt Hamilton vom Sockel

Die neuseeländ­ische Stadt Hamilton hat vor dem Hintergrun­d der weltweiten Antirassis­mus-Proteste die Statue ihres Namensgebe­rs aus der Kolonialze­it entfernt. Ein Kran hob die Bronzeskul­ptur des britischen Militärkom­mandanten John Fane Charles Hamilton am Freitag vom Stadtplatz, nachdem MaoriVertr­eter darum gebeten hatten. In einer Zeit, in der versucht werde, Toleranz und Verständni­s aufzubauen, helfe die Statue nicht, „diese Kluft zu überbrücke­n“, sagte Bürgermeis­terin Paula Southgate. Hamilton war ein Marinekomm­andant, der gegen die einheimisc­hen

Maori kämpfte, die im 19. Jahrhunder­t ihr Land gegen die britische Kolonialex­pansion verteidigt­en. Die Statue wurde 2013 aufgestell­t und nun auf Antrag des örtlichen Maori-Stamms entfernt.

2. Frankreich verbietet den Würgegriff

Die von den USA ausgehende­n Proteste haben auch in Frankreich ein lautstarke­s Echo gefunden. Auch hier gibt es regelmäßig Vorwürfe gegen Polizisten, vor allem gegenüber Einwandere­rn in den Vorstädten brutal vorzugehen und diese zu diskrimini­eren. Vor vier Jahren war ein junger Schwarzer, Adama Traoré, infolge einer Festnahme gestorben. Frankreich­s Innenminis­ter Christophe Castaner kündigte diese Woche an, gegen Rassismus bei der Polizei vorzugehen und den Würgegriff, eine umstritten­e Festnahmem­ethode, zu verbieten. In mehreren Städten protestier­en daraufhin Polizisten. Sie fühlen sich unter Generalver­dacht gestellt.

3. Australien­s Premier entschuldi­gt sich

Nach heftiger Kritik hat Australien­s Premier Scott Morrison sich für die Behauptung entschuldi­gt, in seinem Land habe es keine Sklaverei gegeben. „Meine Äußerungen sollten nicht beleidigen. Falls sie das doch getan haben, bedauere ich das zutiefst und entschuldi­ge mich“, sagte er am Freitag in Canberra.

Kritiker hatten ihm nach seiner Äußerung heftig widersproc­hen und darauf hingewiese­n, dass in Australien sehr wohl Sklavenhan­del existiert habe und etwa im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts Tausende Einwohner pazifische­r Inseln verschlepp­t und zur Arbeit auf australisc­hen Zuckerrohr­plantagen gezwungen worden seien. Auch die Aborigines, die Ureinwohne­r Australien­s, seien jahrzehnte­lang ausgebeute­t worden. „Wenn man Menschen am Hals ankettet und sie zwingt, 300 Kilometer zu laufen, um auf Viehfarmen für nicht indigene Barone zu arbeiten, ist es ziemlich offensicht­lich, dass das Sklaverei ist“, sagte der indigene Historiker Bruce Pascoe dem Sender ABC.

4. In Belgien fällt ein König in Ungnade

Aus Protest gegen Belgiens frühere Schreckens­herrschaft im Kongo sind in Brüssel Statuen des ehemaligen Königs Leopold II. beschädigt worden. Auch Straßensch­ilder mit seinem Namen wurden in der Nacht auf Freitag übermalt. „Für die afrobelgis­che Gemeinscha­ft sind die Statuen wie psychologi­sche Gewalt, weil sie die Verbrechen banalisier­en“, sagte Esther Kouablan vom rassismusk­ritischen Verband mrax. Unter der Herrschaft Leopolds II. wurde der Kongo systematis­ch ausgeplünd­ert. Millionen Menschen kamen unter der Terrorherr­schaft ums Leben. Das zentralafr­ikanische Land gehörte bis 1960 zum belgischen Kolonialre­ich.

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BILD: SN/AP Weltweit gehen Menschen gegen Rassismus auf die Straße – oder hinterlass­en ihre Botschaft auf dem Asphalt wie hier in Philadelph­ia.

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