Der Klimawandel setzt den Landwirten zu
Die Getreideernte wird wegen der Trockenheit geringer ausfallen. Bauernvertreter fordern mehr Geld für Forschung und Pflanzenzucht.
Die Getreideernte wird wegen der Trockenheit geringer ausfallen. Bauernvertreter fordern mehr Geld für Forschung und Pflanzenzucht.
Der Regen, den Österreichs Landwirte herbeigesehnt haben, ist gekommen, aber für die Getreidebauern um etliche Wochen zu spät. Am stärksten bekämen das Burgenland und Niederösterreich die Folgen der zu trockenen Witterung zu spüren, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Nikolaus Berlakovich. Für ihn ein Beweis mehr, wie sehr die Landwirtschaft mittlerweile unter dem Klimawandel leidet. „Die Wetterextreme nehmen zu“, auf einen Winter mit wenigen Wasserreserven in den Böden folge anhaltende Trockenheit bis hin zur Dürre. Das führe dazu, dass Pflanzen früher austrieben, allerdings entwickelten sich auch die Schädlinge gut. Davon sei vor allem die Zuckerrübe betroffen, laut Berlakovich ist diese Feldfrucht in ihrem Bestand ernsthaft gefährdet „und könnte ganz verschwinden“.
Die Bewässerung der Felder werde künftig noch wichtiger, dabei müsse man auf umweltfreundliche Systeme setzen, das sei aber finanziell und technisch aufwendig. Die klimatischen Veränderungen zeigten auch, wie wichtig es gewesen sei, die Hagelversicherung um Ernteausfälle und Dürreschäden zu erweitern und dass Bund und Länder Geld zuschössen, damit Bauern sich die Versicherungsprämien leisten könnten, sagte der frühere Landwirtschaftsminister beim Ausblick auf die heurige Getreideernte. Die wird im Ertrag nur knapp unter dem
Fünfjahresdurchschnitt, aber fast fünf Prozent unter dem Wert von 2019 liegen. Allerdings gibt es große regionale Unterschiede: Während für das Burgenland ein Minus von 18 Prozent erwartet wird, dürften die Erträge in Oberösterreich um 8,5 Prozent über dem mehrjährigen Mittelwert zu liegen kommen.
Am stärksten sei Sommergerste betroffen, hier rechne man mit 21 Prozent weniger Ertrag, sagt Berlakovich. Auch der Rapsanbau gehe stark zurück, man müsse ihn wohl in das Umweltprogramm ÖPUL aufnehmen,
„Green Deal ist im Agrarsektor unrealistisch.“Josef Moosbrugger, LK-Präsident
um ihn zu erhalten. Profiteure des veränderten Klimas sind die Sonnenblume und der Ölkürbis, im Hinblick auf den Ertrag sind allerdings Weizen, Raps und die Sojabohne die wichtigeren Sorten.
Josef Moosbrugger, Präsident der LK Österreich, fordert im Hinblick auf Trockenheit und geringere Ernten, dass mehr Geld in Forschung und Pflanzenzucht investiert wird, um die Basis für die landwirtschaftliche Produktion zu erhalten. Die sei in Österreich nur möglich, wenn es neben dem Markt eine grundlegende Absicherung für Bauern gebe, sagt Moosbrugger. Kritik übt er diesbezüglich am Green Deal der EU-Kommission. Die Vorstellung, die Versorgung mit Lebensmitteln mit viel weniger Dünger und Pflanzenschutz sichern zu können, gehe an der Realität vorbei. Gerade Österreich bekenne sich zum Biolandbau, aber man komme ohne konventionelle Landwirtschaft nicht aus. Wer nur auf Bio setze, aber nicht sicherstellen könne, dass es dafür einen Markt gebe, „ruiniert nur die Preise“, sagt Moosbrugger.
Sein Appell richtet sich auch an den Handel. Der verwende die Bauern
in der Werbung gern als Feigenblatt, gebe aber österreichischen Produkten im Regal zu wenig Platz, „wir brauchen eine faire Partnerschaft mit dem Handel“. In so einen Pakt könne man auch die Arbeitsbedingungen für Erntehelfer einbeziehen, sagt der oberste Bauernvertreter. „Die Wurzel des Problems sind die Billigwaren aus aller Welt.“Zudem gebe es Trittbrettfahrer, ausländische Ware werde in Österreich verarbeitet oder auch nur verpackt und Konsumenten dann als österreichisches Produkt verkauft. „Das ist nicht ehrlich.“