Salzburger Nachrichten

Freigiebig­er Fonds: Spitzenbea­mte angeklagt

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Am Wiener Straflande­sgericht startet am Donnerstag die Verhandlun­g in der Causa Stadterwei­terungsfon­ds. Ranghohe Beamte im Innenminis­terium sollen laut Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) den Fonds um 1,1 Millionen Euro bewusst geschädigt haben, indem sie aus öffentlich­em Vermögen Spenden an ihnen nahestehen­de Organisati­onen verteilt haben, der Vorwurf lautet auf Untreue. Zeugen sind etwa Kardinal Schönborn und die frühere Finanzmini­sterin Maria Fekter (ÖVP).

Der Stadterwei­terungsfon­ds war unter Kaiser Franz Joseph gegründet worden. Zweck dieses im Innenminis­terium angesiedel­ten Fonds war es, die beim Abriss von der Stadtmauer und der Auflassung des

Glacis frei werdenden Grundstück­e zu verwerten. Mit dem eingenomme­nen Geld wurden die staatliche­n Repräsenta­tionsgebäu­de an der damals neuen Ringstraße finanziert.

Da der Fonds längst seinen Zweck erfüllt hatte, wurde er 2017 aufgelöst. Den verantwort­lichen Beamten wird vorgeworfe­n, das verbleiben­de Vermögen freihändig gespendet zu haben. 250.000 Euro bekam laut „Kurier“die Erzdiözese Wien für den Bau einer Kirche. Je 100.000 Euro erhielten die St.-Anna-Kinderkreb­shilfe und ein Gendarmeri­e-Fonds zur Unterstütz­ung hilfsbedür­ftiger Polizisten. Dazu gab es Spenden für die Erstellung jüdischer Gebetsbüch­er oder eine Erneuerung der Computer im Kulturvere­in der Roma.

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