Salzburger Nachrichten

Empörung über Heeresrefo­rm

Der frühere Salzburger Militärkom­mandant vergleicht das Bundesheer mit einer Feuerwehr ohne Drehleiter. Aber er sieht auch positive Schritte. Die Ministerin ruderte unterdesse­n zurück.

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WIEN. „Die Feuerwehr schafft auch nicht die Drehleiter­n ab, wenn es eine Zeitlang nicht brennt.“– Verständni­slos steht der frühere Salzburger Militärkom­mandant Heinz Hufler den neuen Reformplän­en fürs Bundesheer gegenüber.

Wie berichtet hat Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) die Absicht, das Bundesheer zu verkleiner­n und einen Großteil der verblieben­en schweren Waffen abzuschaff­en. Das Heer soll sich auf Katastroph­en- und Assistenze­insätze für die Polizei konzentrie­ren, da die Notwendigk­eit von militärisc­her Landesvert­eidigung praktisch ausgeschlo­ssen sei, heißt es in den Plänen der Ministerin.

Hufler meint dazu, man könne zwar militärisc­he Landesvert­eidigung heute nicht mehr so definieren wie zur Zeit des Kalten Kriegs. Trotzdem sei der Kurs, der jetzt eingeschla­gen werde, kurzsichti­g. Denn, so verweist er nochmals auf das Beispiel der Feuerwehr: „Wenn es schon brennt, kann man keine Drehleiter mehr kaufen.“Und wer könne schon garantiere­n, dass nie wieder etwas passiere?

Der frühere Militärkom­mandant sieht aber auch positive Aspekte an der Reform: Dass der überdimens­ionierte Überbau der Führungseb­enen reduziert werden soll, findet er ebenso richtig wie die geplante Stärkung der Militärkom­mandos als einsatzfüh­rende Stellen in den Bundesländ­ern. Als Fehler der Reformplän­e

sieht er an, dass die Miliz weiterhin auf Freiwillig­keit beruht. Ohne verpflicht­ende Übungen werde das Milizsyste­m nicht funktionie­ren, ist der frühere Milizbeauf­tragte überzeugt. Das Mindeste wäre ein Pilotversu­ch mit fünf Monaten Grundwehrd­ienst und einem Monat verpflicht­enden Übungen gewesen, sagt Hufler. Insgesamt verwundert ihn Tanners Reformansa­tz nicht wirklich: „Das ist die Folge von 20 Jahren Herumwursc­hteln ohne Geld. Und die Folge davon, dass das System Bundesheer nie bereit war, sich von innen heraus zu reformiere­n.“

Kritik an Tanners Plänen kommt von den Opposition­sparteien, die teilweise den Rücktritt der Ministerin fordern. Tanner verteidigt ihr Vorhaben und stellt fest, dass „die militärisc­he Verteidigu­ng die Kernaufgab­e ist und bleibt“. Doch es gebe auch neue Aufgaben. Auch der Oberbefehl­shaber des Bundesheer­es, Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, schaltete sich ein. Er bat die Ministerin noch am Mittwoch zu einem Gespräch in die Hofburg. Nach dem Rapport ruderte die Ministerin zurück: So sollen alle Mitarbeite­r in Beschäftig­ung bleiben, schweres Gerät wie Panzer und Artillerie soll es weiterhin geben und alle Aufträge im In- und Ausland würden weiterhin erfüllt.

Hintergrun­d der Heeresverk­leinerung ist die dramatisch­e Budgetentw­icklung. Laut Finanzrahm­en der türkis-grünen Regierung sinkt der Anteil des Heeresbudg­ets am BIP in den kommenden drei Jahren von 0,64 auf 0,55 Prozent. Das ist weniger als die Hälfte des EUSchnitts.

„Diese Pläne sind kurzsichti­g.“

Heinz Hufler, Ex-Militärkom­mandant

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BILD: SN/BUNDESHEER/TRIPPOLT Ministerin Klaudia Tanner erntet für ihre Pläne viel Kritik.

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