Migranten weiter unter Quarantäne
Griechenland lockert Coronamaßnahmen, aber nicht in den Lagern.
Griechenland hat die meisten Coronabeschränkungen aufgehoben. Geschäfte, Restaurants und viele Hotels sind wieder geöffnet, ausländische Urlauber können wieder direkt auf die griechischen Inseln fliegen. Aber für Zehntausende Flüchtlinge und Migranten gelten weiter strenge Einschränkungen. Das griechische Ministerium für Migrations- und Asylpolitik hat die Quarantäne für acht große Flüchtlingslager bis 5. Juli verlängert. Die Bewohner dürfen die Camps nicht verlassen, Besucher nicht hinein.
Die Beschränkungen gelten für die fünf Erstaufnahmelager, die sogenannten Hotspots, auf den ostägäischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros. Hier werden die aus der Türkei ankommenden Migranten registriert und ihre Asylverfahren eingeleitet. Auch für drei große Lager auf dem Festland – Ritsona und Malakasa nördlich von Athen sowie Koutsochero bei Larissa – gilt weiterhin eine Quarantäne. In den acht Unterkünften leben insgesamt etwa 44.000 Menschen.
Die Regierung begründet die Isolation damit, dass man die Bewohner vor Ansteckung schützen wolle. Schon seit Monaten äußern Fachleute die Befürchtung, in den Lagern, wo die Menschen auf engstem Raum und unter katastrophalen Hygienebedingungen zusammenleben, drohe eine Ausbreitung. Das ist bisher aber nicht eingetreten, es gibt nur wenige Infektionsfälle.
Menschenrechts- und Hilfsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisieren die Quarantäne daher als „willkürlich und diskriminierend“.
Indes sind im italienischen Sizilien 28 Migranten positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie waren unter den 211 Passieren des Rettungsschiffs „Sea Watch 3“der deutschen Organisation Sea-Watch, das am Wochenende Sizilien eingelaufen war. Die Migranten wurden auf dem Quarantäneschiff „Moby Zazà“untergebracht, das vor Porto Empedocle in Sizilien liegt.
Die Menschen waren letzte Woche von drei verschiedenen Booten gerettet worden. Eine Sea-WatchSprecherin erklärte, die Hilfsorganisation sei noch nicht offiziell von den Behörden über die Coronafälle informiert worden.