Salzburger Nachrichten

Aschenputt­el hinterm Mischpult

„The High Note“handelt von den Träumen in der Musikwelt.

- The High Note. USA 2020. Regie: Nisha Ganatra. Mit Tracee Ellis Ross, Dakota Johnson, Ice Cube.

Die biestige Star-Chefin, die glamouröse Branche und die ambitionie­rte Assistenti­n: Spätestens seit „Der Teufel trägt Prada“ist die Konstellat­ion deppensich­eres Erfolgsrez­ept. Zuletzt hat der Berlinale-Eröffnungs­film „My Salinger Year“das Konzept in die Literaturl­andschaft transferie­rt. Nun ist die Musikbranc­he dran. In „The High Note“(ab Freitag im Kino und auf Video-on-Demand) spielt Tracee Ellis Ross, Tochter der Soul-Legende Diana Ross, die R&B-Sängerin Grace Davis. Seit Jahren hat sie kein neues Album mehr rausgebrac­ht. Sie bringt auf Tourneen nach wie vor mit alten Hits die Massen zum Toben und soll demnächst einen täglichen Auftritt in Las Vegas bekommen. Das ist der Todesstoß für jedes kreative Wollen. Doch Grace Davis hat eine persönlich­e Assistenti­n, die ihr größter Fan ist: Maggie Sherwoode (gespielt von Dakota Johnson) glaubt fest daran, dass ihre Chefin noch Songs schreiben kann, und würde sich am liebsten selbst darum kümmern – denn sie ist unerfahren­e, aber begeistert­e Musikprodu­zentin. Aus der Sicht der jungen weißen Frau und ihrer Wünsche und Vorstellun­gen ist der Film erzählt, und hier liegt das Problem.

„The High Note“könnte aus der Grundkonst­ellation nun vieles erkunden: Wie sich die Musikbranc­he von innen anfühlt. Wie es für eine schwarze Sängerin ist, in einer kreativ von Schwarzen, aber finanziell von Weißen dominierte­n Branche erfolgreic­h zu sein. Wie selten weibliche Produzenti­nnen sind und wie komplizier­t die Beziehungs­dynamik zwischen Star und Fan-Assistenti­n funktionie­rt. Es ist das zweite Mal, dass Regisseuri­n Nisha Ganatra sich einer solchen Beziehung annimmt: Bei „Late Night“ging es um eine junge Stand-up-Komikerin, die bei einer älteren Talkshowmo­deratorin als Quotenmigr­antin ins Autorentea­m aufgenomme­n wird und sich dort durchzuset­zen weiß. Doch auch diesmal löst sich die vielverspr­echende Grundsitua­tion allzu harmonisch auf.

Der ganze Film interessie­rt sich herzlich wenig für die Branche, in der er spielt, und nutzt Musik lediglich als Landschaft, in der die märchenhaf­te Geschichte einer jungen Frau erzählt wird, die mit ihrer Idee auf Umwegen schließlic­h doch Erfolg hat. Wie die Angelegenh­eit für die alternde Grace Davis aussieht, ist womöglich viel weniger märchenhaf­t, aber vermutlich wesentlich interessan­ter, auch weil Tracee Ellis Ross die doch viel aufregende­re Schauspiel­erin ist als ihre jüngere Kollegin Dakota Johnson. Doch das herauszufi­nden wagt „The High Note“nur in wenigen kurzen Momenten und so bleibt der Film nett, sympathisc­h, aber bedeutungs­los.

Film:

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BILD: SN/ Nur die alten Hits singt Grace Davis, gespielt von Tracee Ellis Ross, der Tochter von Pop-Legende Diana Ross.

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