Aschenputtel hinterm Mischpult
„The High Note“handelt von den Träumen in der Musikwelt.
Die biestige Star-Chefin, die glamouröse Branche und die ambitionierte Assistentin: Spätestens seit „Der Teufel trägt Prada“ist die Konstellation deppensicheres Erfolgsrezept. Zuletzt hat der Berlinale-Eröffnungsfilm „My Salinger Year“das Konzept in die Literaturlandschaft transferiert. Nun ist die Musikbranche dran. In „The High Note“(ab Freitag im Kino und auf Video-on-Demand) spielt Tracee Ellis Ross, Tochter der Soul-Legende Diana Ross, die R&B-Sängerin Grace Davis. Seit Jahren hat sie kein neues Album mehr rausgebracht. Sie bringt auf Tourneen nach wie vor mit alten Hits die Massen zum Toben und soll demnächst einen täglichen Auftritt in Las Vegas bekommen. Das ist der Todesstoß für jedes kreative Wollen. Doch Grace Davis hat eine persönliche Assistentin, die ihr größter Fan ist: Maggie Sherwoode (gespielt von Dakota Johnson) glaubt fest daran, dass ihre Chefin noch Songs schreiben kann, und würde sich am liebsten selbst darum kümmern – denn sie ist unerfahrene, aber begeisterte Musikproduzentin. Aus der Sicht der jungen weißen Frau und ihrer Wünsche und Vorstellungen ist der Film erzählt, und hier liegt das Problem.
„The High Note“könnte aus der Grundkonstellation nun vieles erkunden: Wie sich die Musikbranche von innen anfühlt. Wie es für eine schwarze Sängerin ist, in einer kreativ von Schwarzen, aber finanziell von Weißen dominierten Branche erfolgreich zu sein. Wie selten weibliche Produzentinnen sind und wie kompliziert die Beziehungsdynamik zwischen Star und Fan-Assistentin funktioniert. Es ist das zweite Mal, dass Regisseurin Nisha Ganatra sich einer solchen Beziehung annimmt: Bei „Late Night“ging es um eine junge Stand-up-Komikerin, die bei einer älteren Talkshowmoderatorin als Quotenmigrantin ins Autorenteam aufgenommen wird und sich dort durchzusetzen weiß. Doch auch diesmal löst sich die vielversprechende Grundsituation allzu harmonisch auf.
Der ganze Film interessiert sich herzlich wenig für die Branche, in der er spielt, und nutzt Musik lediglich als Landschaft, in der die märchenhafte Geschichte einer jungen Frau erzählt wird, die mit ihrer Idee auf Umwegen schließlich doch Erfolg hat. Wie die Angelegenheit für die alternde Grace Davis aussieht, ist womöglich viel weniger märchenhaft, aber vermutlich wesentlich interessanter, auch weil Tracee Ellis Ross die doch viel aufregendere Schauspielerin ist als ihre jüngere Kollegin Dakota Johnson. Doch das herauszufinden wagt „The High Note“nur in wenigen kurzen Momenten und so bleibt der Film nett, sympathisch, aber bedeutungslos.
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