„Monsieur Killerstyle“: Merkwürdig und sehr witzig
Es gab eine Zeit, in der alle jungen Männer, die auf sich hielten, Lederjacken trugen. Aber wer hätte gedacht, dass aus der Coolness einer solchen Lederjacke ein eigener, brandgefährlicher Kult wird? Im Film „Monsieur Killerstyle“ist das der Fall, die Jacke kleidet die breiten Schultern von Jean Dujardin („The Artist“) und alles ist ausgesprochen merkwürdig – aber das ist ganz normal, wenn Quentin Dupieux Regie geführt hat.
Dupieux ist jener verschrobene Typ, der vor 20 Jahren als „Mr. Oizo“MTV quasi übernahm, mit dem gelbplüschigen Pelzheini Flat Eric, einer Identifikationsfigur für Heranwachsende noch lang bevor es alltäglich war, dass sich auch Großeltern mit den Avataren kleiner Katzen und Neonazis mit Froschgesichtern identifizierten. Dupieux ist seit damals ein Vordenker in Sachen nihilistischer Humor. Sein Alles-ist-erlaubt-Humor, für den auch die TV-Serie „South Park“berüchtigt ist, hat allerdings nicht nur sehr gute Satire beschert, sondern ist wohl mitschuldig an einer Realität, die oft nicht mehr zweifelsfrei von der Satire unterscheidbar ist
Nun also „Monsieur Killerstyle“, der im französischen Original „Le daim“heißt, wie das weiche Wildleder, aus dem die Jacke ist, die George (Dujardin, Oscarpreisträger für „The Artist“) sich zu Beginn von einem alten Herrn kauft – um 7200 Euro, man fasst es kaum, nein, es handelt sich um keine Francs, diese Summe ist wirklich so gemeint. Die
Jacke ist aber auch echt top: Fransen an den Ärmeln und am Rücken, in der Taille hoch geschnitten, von unsagbarer Coolness. Wer so eine Jacke hat, hat eben einen Killerstyle. Dass George sein bisheriges Leben unter den Fingern zerbröselt, die Ehe, der Job, sein Haus, das ist nicht der Rede wert. Er ist ein völlig neuer Mann, gesegnet mit lederfransengewordener Lässigkeit, und nimmt alles, was ihm begegnet, als Geschenk: Die Videokamera, die der Jackenverkäufer ihm mitgibt, macht ihn zum Regisseur, die Barkeeperin (Adèle Haenel), die ihn mangels
Bargeld auf einen Drink einlädt, wird zu seiner Cutterin und Produzentin und dass die Jacke mit ihm zu sprechen beginnt, ist kein Grund zur Besorgnis, sondern nur dazu, alle Anweisungen der Jacke strikt du befolgen.
Vermutlich kann hier, wer will, einen Kommentar zum Dogma „Wenn du nicht mein Freund/mein Fan bist, bist du mein Todfeind“lesen, oder es ist einfach nur aberwitziger Spaß, der mit blutigen Fingernägeln die Grenze zwischen Satire und Horror wegkratzt. Das hört sich nicht besonders angenehm an, aber es ist garantiert noch nie so da gewesen.
Film: