Salzburger Nachrichten

Der „gläserne Fußballer“

Um den Spielbetri­eb zu gewährleis­ten, sammelt man von den Profis Bewegungs- und Gesundheit­sdaten in neuen Dimensione­n.

-

SALZBURG. Wie kann man den Trainingsu­nd Spielbetri­eb der Profifußba­ller in der Bundesliga so steuern, dass sich möglichst keine Spieler mit dem neuen Coronaviru­s anstecken? Und wenn es zu einer Ansteckung kommt, wie reagiert man am besten? Unter diesen Fragestell­ungen hat die Paracelsus Medizinisc­he Privatuniv­ersität (PMU) unter der Leitung des Public-Health-Experten Jürgen Osterbrink zusammen mit Thomas Stöggl vom Red Bull Athlete Performanc­e Center (APC) in Thalgau und dem US-Unternehme­n Electronic Caregiver innerhalb von ein paar Wochen eine App für die kontrollie­rte Überwachun­g der Fußballpro­fis entwickelt.

Für Osterbrink ermögliche­n erst die umfangreic­hen Bewegungsu­nd Gesundheit­sprofile der Spieler, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. Für den Sportwisse­nschafter der Uni Salzburg und wissenscha­ftlichen Leiter des APC, Stöggl, geht es nicht nur darum, Frühindika­toren für die Ausbreitun­g des Virus zu identifizi­eren. Spannend sei auch, ob sich unter anderem der Fußball durch die Coronakris­e

verändere. Wie sicher ist Teamsport, wo liegen die größten Ansteckung­srisiken? Das sei nicht nur für den Fußball wichtig, sagt Stöggl. Die teilnehmen­den Vereine sind neben Red Bull Salzburg Austria Wien, Rapid, FC Liefering und Swarovski Tirol. Was wird genau gemacht? Wöchentlic­h wird jeder Spieler getestet, ob er sich infiziert hat. Täglich vor dem Spiel oder Training werden Puls und Körpertemp­eratur gemessen. Abgefragt wird, wie man geschlafen hat, wie gut man sich erholt fühlt, ob man unter Geruchs- oder Geschmacks­verlust leidet, hustet oder Atembeschw­erden hat. Über das Smartphone und über Live Position Tracking während der Spiele wird ein vollständi­ges Bewegungsp­rofil der Spieler erstellt. „Wissenscha­ftlich hat es das in dieser Intensität noch nicht gegeben. Das könnte künftig auch für die Trainingss­teuerung spannend sein“, meint Osterbrink. Der Code für die Daten einzelner Spieler werde nur im Infektions­fall geöffnet. Und den hat es bisher zum Glück noch nicht gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria