Bosch will in Kurzarbeit Kurs halten
Bosch in Hallein geht Mitte August auch mit der Produktion im Großmotorenbereich in die Kurzarbeit. Am Personalstand wolle man aber festhalten, sagt der neue Österreich-Chef Helmut Weinwurm.
HALLEIN, WIEN. Einen Technikkonzern wie Bosch durch die Coronakrise zu schiffen ist keine einfache Aufgabe. Nie ist ein Tag gleich wie der andere. „Manches wirkt sich unmittelbar aus, andere Entwicklungen kommen mit Verspätung an“, sagt Bosch-Österreich-Chef Helmut Weinwurm. Erst Anfang Mai ist er zum Alleinvorstand der Robert Bosch AG und Repräsentanten der Bosch-Gruppe in Österreich aufgestiegen. Mit bald 25 Jahren im Betrieb kennt der 51-Jährige aus Niederösterreich das Unternehmen jedoch bestens. Die Coronakrise bezeichnet er als „die bisher sicher anspruchsvollste Zeit“. Unterm Strich erwartet Bosch in Österreich heuer einen krisenbedingten Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent, nach 1,4 Mrd. Euro im Vorjahr.
Rund ein Drittel der bundesweit 3300 Mitarbeiter ist seit Ausbruch der Coronakrise in Kurzarbeit. Während mit Anfang Juli im Vertrieb die Kurzarbeit beendet wird und die rund 1000 Mitarbeiter in Entwicklungsbereichen am Standort in Wien und Linz nicht davon betroffen waren, ist die Krise in den Produktionsbetrieben bei Bosch Rexroth in Linz sowie bei Bosch in Hallein noch nicht überstanden. Wohl eher im Gegenteil.
Bei Bosch Hallein mit rund 1000 Beschäftigten waren bisher nur der Bereich Abgasnachbehandlung von Nutzfahrzeugen (Dnox) und die Verwaltung von der Arbeitszeitverkürzung betroffen. Beide gehen jetzt in die dreimonatige Verlängerung. Mit Mitte August folgen dann auch die Mitarbeiter aus dem Produktionsbereich für GroßmotorenEinspritzausrüstungen. Damit ist bis auf Führungskräfte und Lehrlinge der gesamte Standort Hallein im Kurzarbeitsmodell.
Wie lange, das hänge von mehreren Faktoren und auch der internationalen Entwicklung in der Coronakrise ab, sagt Weinwurm. Im Großmotorenbereich habe man zuletzt drei sehr gute Jahre gehabt, 2019 habe sich das Geschäft erstmals etwas abschwächt, „wir haben uns darauf vorbereitet, dass 2020 ein schwächeres Jahr wird“. Der Ausbau des Ausrüstungsbereichs für Notstromaggregate für Internetserver habe die Lage aber etwas gebessert. Mit der Coronakrise allerdings seien der Lkw- und der Schiffsverkehr nun deutlich stärker eingebrochen als erwartet. Als „Optimist“, wie sich der Bosch-Österreich-Chef selbst bezeichnet, ist Weinwurm allerdings zuversichtlich, dass der Transportbereich ab 2021 wieder anspringen wird und die Krise ohne Personalabbau überwunden werden kann. „Das ist momentan kein Thema“, betont er.
Anders als andere Firmen bleibt Bosch auch der Ausbildung des Nachwuchses treu. Mit September werden in Hallein 17 neue Lehrlinge aufgenommen, mehr als sonst in einem Jahr mit durchschnittlich 12. Noch offen ist, wie es mit dem Bereich Abgasnachbehandlung, der derzeit am Standort in Hallein-Rif über eine Betriebsvereinbarung bis 2022 gesichert ist, weitergehen wird. Gerüchten, wonach der Bereich nach China verlagert werden soll, widerspricht Weinwurm aber. „Das ist tatsächlich nur ein Gerücht.“Konkreteres dazu sagt er allerdings nicht. Für die Kesselproduktion in Bischofshofen prüft man Kurzarbeit ab September. „Die Aufträge
liegen derzeit noch über dem Vorjahr, aber die Lage schwächt sich im zweiten Halbjahr ab.“Gut nachgefragt – vielleicht gerade wegen Coronakrise und Lockdown – sind die BSH-Hausgeräte und Elektrowerkzeuge von Bosch – vom Bohrer bis zur Küchenmaschine. „Da sind wir aus der Kurzarbeit draußen.“
Wenig Sorge dürfte man auch mit dem Entwicklungsstandort in Wien haben. Hier liegt die weltweite Verantwortung für Cyber-Security für Innovationen, die innerhalb der Bosch Engineering GmbH entwickelt werden. Die Hauptaktivität in Wien liegt im Bereich Motorsteuerungen für alle Antriebsarten, darunter auch E-Mobilität und Brennstoffzelle. Hier neue Projekte an den Standort zu bringen sei derzeit eine seiner Hauptaufgaben, betont Weinwurm. Wo er Bosch in Österreich in fünf Jahren sieht? „Zurück auf der Erfolgsstraße, mit höheren Mitarbeiterzahlen und Umsätzen.“
„Krise ist ohne Personalabbau bewältigbar.“