Starkes Lebenszeichen der Demokratie in Afrika
Der Wahlsieg der Opposition in Malawi eröffnet einem der ärmsten Länder der Welt neue Chancen.
LILONGWE. Malawis Wahlbehörde hatte noch davor gewarnt, unbestätigte Ergebnisse zu veröffentlichen. Doch da war die Stimmung im Land schon perfekt: Das Staatsfernsehen sah Oppositionskandidat Lazarus Chakwera klar in Führung. In der Hauptstadt Lilongwe und anderen Zentren brachen spontane Freudenfeiern aus. Sogar einige Mitglieder von Mutharikas Regierung gestanden ihre Niederlage ein und gratulierten der Opposition.
Die Wahlbehörde bestätigte dann den historischen Sieg von Oppositionsführer Lazarus Chakwera mit über 58 Prozent.
Eisenhower Mkaka, Generalsekretär der oppositionellen Malawi Congress Party (MCP), verbucht den Durchbruch seiner Partei als Sieg für Malawis Rechtsstaatlichkeit. Der Urnengang sei der bisher „glaubwürdigste, freieste und fairste“in der Geschichte des Landes gewesen. Eigentlich fand die Übung bereits vergangenes Jahr statt: Im Mai 2019 hatte Mutharika in einem engen Rennen den Sieg davongetragen. Die Opposition wollte diesen angesichts zahlreicher Unregelmäßigkeiten aber nicht wahrhaben und ging vor Gericht. Vor fünf Monaten ordneten die Richter überraschend Neuwahlen an. Beobachter sahen in dem Urteilsspruch einen „Sieg für die Demokratie“in Afrika. Wegen der Coronapandemie waren keine Wahlbeobachter zum Wahltermin angereist. Um die Wahlurnen vor Manipulation zu schützen, begleiteten die Bürger sie bis zu den Auszählungszentren.
Auf Chakwera, einen 65-jährigen Theologen, warten große Herausforderungen. Malawi gilt als eines der ärmsten Länder Welt. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben in extremer Armut. Zwar hatte es Bingu wa Mutharika geschafft, eine jahrelange Aids-Epidemie einzudämmen und die Kindersterblichkeit zu halbieren, doch spätestens als er 2011 auf Demonstranten schießen ließ, zeigte er seine autoritäre Seite. 2012 starb Mutharika. Nach einer Übergangsregierung wurde sein Bruder Peter Präsident. Der malawische Politologe Danwood Chirwa beschuldigt die Brüder gemeinsam mit ihrem Vorgänger, „in den letzten 26 Jahren die Hoffnungen vieler junger Leute zerstört“zu haben. Stammesdenken und Korruption hätten geherrscht.
Chakwera ruft die Bevölkerung zu mehr Eigeninitiative auf. „Malawi ist bereit für eine Ära des Aufbaus“, erklärte er im Gespräch mit der Brenthurst Foundation. „Um unsere Nation zu entwickeln, braucht es weder den Westen noch den Osten. Wir als Malawier sind dazu gefordert.“