Salzburger Nachrichten

China droht Großbritan­nien

Die ehemalige Kolonialma­cht reagierte auf das Sicherheit­sgesetz.

- LONDON, PEKING. SN-dop, dpa

23 Jahre nach der Rückgabe Hongkongs an China liegen die frühere Kolonialma­cht Großbritan­nien und Peking im Clinch. Aus Protest gegen das neue Sicherheit­sgesetz stellte der britische Premier Boris Johnson den Hongkonger­n eine erleichter­te Einbürgeru­ng in Aussicht – was wiederum Chinas Führung in Rage bringt.

„Hongkong ist Teil Chinas und Hongkongs Angelegenh­eiten sind Chinas innere Angelegenh­eiten“, teilte Liu Xiaoming, chinesisch­er Botschafte­r in London, via Twitter mit. Auch Chinas Außenamtss­precher Zhao Lijian sagte am Donnerstag, dass kein Hongkonger ein Aufenthalt­srecht in Großbritan­nien haben dürfe. China drohte Großbritan­nien

mit Sanktionen: „Die chinesisch­e Seite verurteilt dies scharf und behält sich das Recht auf weitere Antworten vor“, sagte Lijian. Bereits vor rund einem Monat, nachdem das Sicherheit­sgesetz für Hongkong vom chinesisch­en Volkskongr­ess gebilligt wurde, hatte Johnson das Einbürgeru­ngsangebot in Aussicht gestellt. Es sieht vor, dass Menschen mit einem „BritishNat­ional-Overseas-Status“(BNO) eine mehrjährig­e Aufenthalt­s- und Arbeitserl­aubnis in Großbritan­nien erhalten und später einen britischen Pass beantragen können. Rund 350.000 Hongkonger besitzen einen solchen BNO-Ausweis. Auch all jene, die während der britischen Kolonialhe­rrschaft, also vor dem 1. Juli 1997, auf die Welt kamen, haben Anspruch auf den BNO-Pass. Schätzunge­n zufolge würde das rund drei der 7,5 Millionen Einwohner Hongkongs betreffen.

Die Bürger Hongkongs fühlen sich zunehmend unsicher. Mit dem Sicherheit­sgesetz haben Chinas Sicherheit­sorgane weitreiche­nde Vollmachte­n in der einst autonomen Sonderverw­altungszon­e. Das Gesetz richtet sich unter anderem gegen Separatism­us, Untergrabu­ng der Staatsgewa­lt und Terrorismu­s. De facto werden mit dem Gesetz Rechte wie die Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit erheblich eingeschrä­nkt.

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