„Die Produktion von Remdesivir wird ausgeweitet werden“
In Salzburg ist der Wirkstoff, der bald für Europa zugelassen wird, derzeit nur im Rahmen der WHO-Studie erhältlich.
SALZBURG. Die US-Regierung hat sich – wie jüngst auch in den SN berichtet – einen Großteil der bis September angekündigten Produktionsmenge des Coronamittels Remdesivir gesichert. Die Vereinbarung mit dem Hersteller, dem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences, sieht den Erwerb von Wirkstoff-Dosen für mehr als 500.000 Behandlungen vor. Das entspricht 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September.
Remdesivir, ein ursprünglich gegen das Ebola-Virus entwickelter Wirkstoff, gilt als eines der derzeit aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Coronasymptomen. Es kann Studien zufolge den Krankenhausaufenthalt bei Covid-19 um vier Tage verkürzen. Nach Zulassung des Mittels in den USA hat die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA in der vergangenen Woche eine Zulassung in Europa für das Mittel mit dem Handelsnamen „Veklury“empfohlen. Mit dieser Zulassung ist in Kürze zu rechnen.
Was bedeutet die Vereinbarung in den USA für die Versorgung in Österreich oder Salzburg? Für Richard Greil, Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Innere Medizin III und medizinischer Leiter des Corona-Krisenstabs in Salzburg, ist die amerikanische Vereinbarung nicht ungewöhnlich: „Die Vergabe des Mittels erfolgt im Hinblick auf die Frage, wo die Fallzahlen hoch sind. Aber natürlich hat es auch politischen Druck gegeben. Mich beunruhigt diese Situation aber nicht. Die EU verhandelt derzeit mit dem Pharmaunternehmen im Hinblick auf einen Verteilungsschlüssel. Grundlage wird die jeweilige Betroffenheit eines Staates sein. Zu erwarten ist zudem, dass die Produktion ausgeweitet wird. In Salzburg und Österreich gibt es derzeit das Medikament im Rahmen der Studien. In Salzburg sind wir mit einer randomisierten, placebokontrollierten WHO-Studie beteiligt. Wir haben das Mittel für diese Patienten zur Verfügung. Medikamente, die für Studien ausgegeben werden, dürfen nicht in den Verkauf. Das ist gesetzlich geregelt.“
Remdesivir wird mittels Infusion verabreicht und hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung unerlässlich ist. Eine fünftägige Behandlung soll in den USA etwa 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Patienten kosten. Wie hoch die Kosten in Europa sein werden, steht noch nicht fest.