Salzburger Nachrichten

Nur zu Besuch auf Erden

„Suicide Tourist“mit „Game of Thrones“-Star Nikolaj Coster-Waldau.

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WIEN. „Wenn Sie dieses Video sehen, werde ich tot sein.“Nachrichte­n aus dem Jenseits sind immer begleitet von diesem gewissen makabren Kribbeln, in „The Suicide Tourist“ist der Anlass aber nicht unheimlich, sondern traurig: Max, gespielt von „Game of Thrones“-Star Nikolaj Coster-Waldau, hat einen inoperable­n Hirntumor. „Wenn Sie noch Dinge haben, die Sie gern tun wollen, dann tun Sie die jetzt“, rät ihm die Ärztin. Max hätte noch einiges vor mit seinem Leben. Er hat eine liebe Partnerin (Tuva Novotny), er mag sogar seinen Job als Versicheru­ngsvertret­er, auch wenn ihn der vor komplizier­te Aufgaben stellt – etwa die, den Tod eines Versichert­en infrage zu stellen. Doch dann kommt die Ehefrau des verscholle­nen, möglicherw­eise toten Mannes eben mit diesem Abschiedsv­ideo an. Offenbar hat der Mann assistiert­en Suizid begangen, in einem Hotel in Norwegen.

Für Max, der es nicht schafft, seiner Freundin das Ausmaß seiner

Krankheit zu gestehen, ist dieses Hotel ein möglicher Ausweg. Abzuwarten, bis der Hirntumor persönlich­keitsverän­dernde Schäden hervorruft, kommt nicht infrage. Der Suizid auf eigene Faust ist ihm nicht gelungen, trotz mehrfacher, eher komischer Versuche. Vielleicht wäre also dieses Hotel eine Option?

Es gab in den letzten Jahren einige Filme, die sich mit assistiert­em Suizid befasst haben, als Drama, als Liebesfilm, selbst als Komödie. „Suicide Tourist“versucht einen thrillerha­ften Zugang, der mit surrealen Elementen arbeitet und die Handlung in eine nahe, coole Zukunft verlagert. Doch auch das ist nicht neu, Lisa Langseths Film „Euphoria“hatte vor zwei Jahren die Frage nach dem selbstbest­immten Ende in eine visuell ganz ähnliche Umgebung verpflanzt. Das Hotel in „Suicide Tourist“ist nämlich ein monumental­er Bau mitten im landschaft­lich beeindruck­enden Nirgendwo. Von dort gibt es keine Flucht, wenn ein Patient es sich anders überlegt hat, alle tragen gestreifte Schlafanzü­ge wie Insassen eines eleganten Gefängniss­es. Vielleicht ist aber alles ganz anders, als es den Anschein hat – und möglicherw­eise war sich Regisseur Jonas Alexander Arnby auch einfach nicht ganz sicher, was für eine Geschichte er eigentlich erzählen will.

Film: „Suicide Tourist“. Dänemark, Deutschlan­d, Norwegen 2019. Regie: Jonas Alexander Arnby. Mit Nikolaj Coster-Waldau, Tuva Novotny, Johanna Wokalek. Start: 2. 7.

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Nikolaj Coster-Waldau

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