Meisterparty war auch eine Abschiedsfeier
Die Fußballprofis von Red Bull Salzburg ließen bei der Tellerübergabe ihren Emotionen freien Lauf. Auch weil es für zwei Vorzeige-Bullen der letzte Titelgewinn in Salzburg war.
SALZBURG. Eine Meisterparty ohne Fans im Stadion? Bis zur Coronakrise undenkbar! Red Bull Salzburg versuchte am Mittwochabend, bei der Übergabe des goldenen Meistertellers das Beste aus der bizarren Situation zu machen. Und siehe da – die Titelfeier in der Red-Bull-Arena war mit unerwartet vielen Emotionen aufgeladen.
„Die Saison war, angefangen von der Premiere in der Champions League über die Unterbrechung der Bundesliga bis hin zur Meisterfeier, unbeschreiblich. Es war nicht immer einfach, aber mit jeder schwächeren Phase sind wir gewachsen“, sagte Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic, der vor allem die Leidenschaft und die Mentalität der Mannschaft lobte. Für Jesse Marsch war es der erste Titelgewinn als Trainer. Geduldig posierte er für die Fotografen in allen verschiedenen Posen mit dem Meisterteller und dem Cuppokal, um danach überglücklich zu Protokoll zu geben: „Es ist eine unglaubliche Truppe. Sie verdienen sich diesen Titel. Es ist auch für mich ein besonderes Gefühl.
Ich habe in dieser Saison sehr viel gelernt und bin den Menschen in diesem Verein sehr dankbar.“Deshalb gebe es auch überhaupt keinen Grund, Salzburg zu verlassen, meinte der von deutschen Bundesligisten umworbene Marsch. „Ich bleibe hier, es gibt überhaupt keine Pläne zu gehen. Ich bin hier nicht fertig, auf mich und das Team warten noch viele Aufgaben. Es ist Zeit, dass dieser Verein jede Saison Champions League spielt.“
Nach dem 5:2 gegen Sturm Graz und den Feierlichkeiten auf dem Rasen wurde die Titelparty in den Bulls Corner verlegt, um dort gemeinsam mit allen Clubmitarbeitern anzustoßen. Wohl auch im Wissen, dass es für einige Red-BullProfis der letzte Titelgewinn in Salzburg gewesen sein wird. HeeChan Hwangs Wechsel um kolportierte 15 Millionen Euro zu RB Leipzig ist längst beschlossene Sache und wird Anfang kommender Woche offiziell über die Bühne gehen. Der von mehreren renommierten Clubs umworbene Dominik Szoboszlai dürfte ebenfalls nicht zu halten sein. „Der Umbruch wird aber sicher nicht so groß sein wie im letzten Jahr“, beruhigte Sportdirektor Christoph Freund. „Der eine oder andere wird den Verein verlassen und den nächsten Schritt machen, doch die nächsten stehen schon in den Startlöchern.“
Szoboszlai selbst will über einen bevorstehenden Transfer, etwa zum AC Milan, noch nichts wissen. Der 19-Jährige erklärte aber vielsagend: „Vor Corona ist es nicht so gut gelaufen für mich, dann habe ich meinen Kopf in eine andere Richtung gestellt. Ich bin jetzt einfach ein Mann geworden.“Marsch rechnet deshalb nicht wirklich mit einem Verbleib Szoboszlais: „Hoffentlich können wir ihn behalten, aber ich bin mir nicht so sicher.“