Salzburger Nachrichten

Missbrauch ohne Grenzen

Wie weitverzwe­igt Kindesmiss­brauch im Internet in einschlägi­gen Kreisen ist, zeigen nun zwei weitere Beispiele mit Österreich-Bezug. Unterdesse­n gab es im Fall Maddie viele Hinweise.

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KARLSRUHE, GRAZ, ST. PÖLTEN. Fall Nummer 1: Ein Steirer bringt eine Bekannte in Deutschlan­d dazu, dass sie an ihrer eigenen Tochter sexuelle Handlungen vornimmt – damit sich Fremde an den Aufnahmen erregen können.

Fall Nummer 2: In Niederöste­rreich wurde ein Bosnier (44) enttarnt, der als Wiederholu­ngstäter gilt. Ihm wird vorgeworfe­n, dass er bereits ab dem Jahr 2003 seine beiden Töchter ab dem Kleinkinda­lter in seiner Heimat Bosnien und später seinen damals noch unmündigen Sohn missbrauch­t haben soll.

Beide Männer wurden beim Bundeskrim­inalamt bzw. bei der Meldestell­e für Kinderporn­ografie im Internet angezeigt. Die Verdächtig­en bestreiten die Vorwürfe, doch es gibt gravierend­e Indizien wie einschlägi­ge Dateien auf den Smartphone­s der Beschuldig­ten. Polizisten

bezeichnet­en beide Fälle, die am Donnerstag bekannt wurden, als besonders abscheulic­h.

Der Fall des Steirers wurde bekannt, weil die Polizei Karlsruhe (Baden-Württember­g) Informatio­nen über die 47-jährige Frau veröffentl­ichte. Das geschah offensicht­lich ohne Absprache mit der steirische­n Polizei, die gegen den verdächtig­en Obersteire­r (43) weiterermi­ttelt, der die Frau zum Missbrauch ihrer Tochter angestifte­t haben soll. Während das Kind aus dem Kreis Karlsdorf-Neuthard in staatliche­r Obhut ist, wurde die Frau inzwischen aus der Untersuchu­ngshaft entlassen, da es keine weiteren Verdachtsm­omente gebe.

Im Fall des Obersteire­rs läuft die Auswertung der Datenträge­r, die bei ihm im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Leoben am 8. Juni sichergest­ellt worden waren, durch einen Sachverstä­ndigen. Wie unverfrore­n der Verdächtig­e mit den kinderporn­ografische­n Inhalten umging, zeigt die Tatsache, dass er sogar während der Befragung durch Kriminalis­ten „eine Nachricht mit einem ebensolche­n pornografi­schen Inhalt erhielt“, wie die Polizei berichtete. Daraufhin wurden sofort die Kollegen in Karlsruhe eingeschal­tet. Die Mutter der Zwölfjähri­gen wurde noch am selben Tag in Berlin festgenomm­en.

Auch im Fall des Bosniers stellte die Polizei pornografi­sche Bilder und Videos auf dem Handy des Verdächtig­en sicher. Zusätzlich belasten ihn seine heute erwachsene­n Töchter (19 und 21 Jahre) schwer. Fünf weitere Männer aus Wien, Nieder- und Oberösterr­eich wurden als Absender bzw. Empfänger der fraglichen Dateien ausgeforsc­ht. Zuletzt soll sich der Bosnier 2019 an der siebenjähr­igen Tochter eines befreundet­en Paares vergangen haben. Er soll das Kind mit Alkohol gefügig gemacht bzw. betäubt haben. Zudem soll er das Kind auf einer Sexplattfo­rm für Kontakte in Niederöste­rreich angeboten haben.

Im Vermissten­fall des vor 13 Jahren verschwund­enen Mädchens Maddie McCann erhielt das deutsche Bundeskrim­inalamt seit Anfang Juni mehr als 800 Hinweise. Einige Hinweise seien weiterführ­end für die Ermittlung­en, sagte ein BKA-Ermittler am Mittwoch in der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY ... ungelöst“. Wie berichtet, wird ein heute 43-jähriger Deutscher verdächtig­t, das Kind in einer Ferienanla­ge in Portugal entführt und getötet zu haben. Seine Anwälte kritisiere­n die Aussagen der Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig zur Verdachtsl­age als „sehr gewagt“.

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