Salzburger Nachrichten

Universitä­t will Studenten mit Gutscheine­n zu Prüfungen locken

- Keya Baier, ÖH-Vorsitzend­e stv

Ein Rundmail an der Uni Salzburg sorgt derzeit für Schmunzeln, aber auch Kopfschütt­eln: Es richtet sich an alle Studierend­en, die im Studienjah­r noch nicht Prüfungen über 16 ECTS-Punkte (entspricht zwei bis drei Vorlesunge­n pro Semester) erreicht haben. Das ist jene Grenze, die für die Budgetzute­ilung des Bundes an die Unis relevant ist. „Wenn Sie bis 30. September noch über diese Schwelle kommen, ist dies nicht nur ein Schritt für Ihren Studienfor­tschritt, sondern Sie tragen damit auch zur Finanzieru­ng der Uni bei“, heißt es im E-Mail. Denn wie berichtet drohen der Uni bis zu 10.000 Euro an Rückzahlun­g nach Wien für jeden Studenten, der dieses ECTS-Limit nicht erreicht.

Im E-Mail werden auch sieben Tipps genannt, wie die Studierend­en trotz der Coronasper­re

der Uni noch zu Prüfungsab­schlüssen kommen – unter anderem die „Semesterch­allenge“: Dabei werden unter allen Studierend­en, die im Winterseme­ster weniger als 10 ECTS erreicht haben, aber im ganzen Jahr auf 20 ECTS kommen, drei Gutscheine im Wert von 500 Euro verlost. „Das sieht nach Verzweiflu­ng aus“, meint ein Insider; andere sprechen von einer „Peinlichke­it“.

Selbst der ÖH-Vorsitzend­en Keya Baier geht das Lockangebo­t zu weit: „Das Rektorat sollte lieber versuchen, das Ablegen von Prüfungen zu erleichter­n, und sich alternativ­e Prüfungsmo­di überlegen.“Der ÖH-Kurienspre­cher im Senat, Tobias Neugebauer, schlägt etwa vor, dass Prüfungen besser über das Semester verteilt werden und es für berufstäti­ge Studenten mehr geblockte Kurse gibt. Und er erinnert daran, „dass es heuer auch gesetzlich möglich wäre, als freiwillig­es Angebot den Sommer über Prüfungen und Kurse anzubieten“.

Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre, verteidigt die Gutscheine: „Da ist keine Verzweiflu­ng dahinter. Wir hoffen, dass sich die Leute so einen Ruck geben und etwa Masterarbe­iten abgeben, was allein 20 bis 30 ECTS bringt.“Die Vorschläge der ÖH würden bereits großteils umgesetzt. „Aber wir haben Fächer, die oft neben dem Hauptstudi­um belegt werden, wie etwa Sprachen, wo bis zu 40 Prozent der Studenten nicht prüfungsak­tiv sind, weil sie gar nicht die Absicht haben, das Fach abzuschlie­ßen.“

„Rektorat sollte lieber alternativ­e Prüfungsmo­di überlegen.“

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