Salzburger Nachrichten

„Man kann mit dem Tod eines Kindes nie abschließe­n“

1996 verlor Sigrid Benesch ihre Tochter bei einem Unfall, den ein Alkolenker verursacht hatte. Jetzt unterstütz­t sie Sabine Peterbauer, die nach dem Tod ihrer Tochter gegen Raser kämpft.

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SALZBURG-STADT. Fast 25 Jahre nach dem Tod ihrer damals 20jährigen Tochter Sigrun gibt es für Sigrid Benesch immer noch Momente, die fast nicht zum Aushalten sind. Dass sie im Kampf gegen Alkolenker seither viel erreicht hat, kann daran nichts ändern. Dass die Zeit alle Wunden heile, könne sie nicht mehr hören. „Die Zeit heilt solche Wunden nicht“, sagt sie. Und jedes Mal, wenn sie von einem Unfall liest oder hört, bei dem ein junger Mensch sterben musste, nur weil ein anderer betrunken oder zu schnell mit dem Auto gefahren ist, wird in ihr wieder alles aufgewirbe­lt. „In vergangene­n Jahren habe ich immer wieder an Familien geschriebe­n, die das Gleiche durchmache­n mussten wie ich“, erzählt sie. Und sie hat darin auch nicht verhehlt, dass es keinen Trost gibt, dass es nicht leichter werden wird und dass die Betroffene­n – so wie sie – ihr Kind nur mehr in Gedanken haben werden. Man lerne, damit umzugehen, aber der Schmerz bleibe. „Wir sollen auch nicht aufhören, unsere Kinder zu vermissen.“

Ihr eigener jahrelange­r Kampf gegen Alkolenker habe ihr nicht geholfen, den Verlust ihrer Tochter zu verarbeite­n, aber er sei sinnvoll gewesen. So wie auch jetzt das Engagement von Sabine Peterbauer sinnvoll sei. Deren Tochter wurde durch ein riskantes Überholman­över eines entgegenko­mmenden 24-jährigen Lenkers getötet. Auch der Unfallveru­rsacher starb.

„Frau Peterbauer hat mich zur Mahnwache für ihre Tochter eingeladen. Und ich bin gekommen. Ich erinnere mich auch, wie sehr ich es wertgeschä­tzt habe, als damals Freunde, Kollegen und andere Menschen zur Lichterket­te für meine Tochter gekommen sind.“Der Effekt sei, dass sie sich nun selbst über Raser sehr viel mehr aufrege als davor. „Und genau darum geht es: dass wir bewusster hinschauen.“

Mehr als eine Million Aufkleber mit dem Foto ihrer Tochter und der Aufschrift „Alkohol am Steuer – Ich bin tot“sowie ebenso viele Hefte mit einem Tagebuch der letzten zehn Tage ihrer Tochter im Krankenhau­s hatte Sigrid Benesch ab 1996 drucken lassen. Sie wurden für Aufklärung­skampagnen verwendet. Die letzten 2000 Exemplare wollte Sigrid Benesch vor einiger Zeit der Polizei bringen. „Die haben mich abgewimmel­t, aber eine Jugendorga­nisation aus dem Pinzgau hat danach gefragt – und dort haben wir sie hingeschic­kt.“

So wie der Tod ihrer Tochter vermeidbar gewesen sei, sei es auch bei von Rasern verursacht­en Unfällen. Sigrid Benesch unterstütz­t deshalb die Forderung, dass Rasern das Auto weggenomme­n werden soll. Und auch jedem anderen, der deswegen sein Auto einem solchen Raser leihe. Mit Sabine Peterbauer wird sie in Kontakt bleiben – um sie bei Bedarf zu unterstütz­en.

„Es gibt keinen Trost und der Schmerz wird nicht weniger.“

Sigrid Benesch

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Dass die Zeit alle Wunden heile, kann Sigrid Benesch nicht mehr hören. „Die Zeit heilt solche Wunden nicht“, sagt sie fast 25 Jahre nach der Unfalltrag­ödie.

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