Salzburger Nachrichten

Mehr denn je geht es auch um die Frauen

Die Juristin Cornelia Schmidjell ist in der 75-jährigen Geschichte der AK Salzburg die erste Direktorin. Mit den SN sprach sie auch über ihre überstande­ne Krebserkra­nkung.

- Nach dem Ausscheide­n

Cornelia Schmidjell wuchs in Hochburg-Ach auf und maturierte 1982 am Gymnasium in Braunau. Als Studentin der Rechtswiss­enschaften kam sie 1982 nach Salzburg. 1988 begann sie als Juristin in der Arbeiterka­mmer, wo sie bis 2004 zur Leiterin der Abteilung Sozialpoli­tik aufstieg.

von Erika Scharer aus der Landesregi­erung unter Führung von Ex-LH Gabi Burgstalle­r (SPÖ) wechselte Schmidjell in die Politik und wurde im Juli 2011 Landesräti­n für Soziales und Gesundheit. Diese Funktion legte sie im Oktober 2012 aus gesundheit­lichen Gründen zurück. Nach überstande­ner Krankheit kehrte Schmidjell in die Arbeiterka­mmer zurück und wurde im Juli 2017 stellvertr­etende Direktorin.

SALZBURG. Auf Vorschlag von Arbeiterka­mmer-Präsident Peter Eder hat der Vorstand am Donnerstag Cornelia Schmidjell einstimmig zur neuen Direktorin bestellt. Schmidjell wird auch den Vorsitz in den Aufsichtsr­äten von BFI und Parkhotel übernehmen. Schmidjell folgt auf AK-Direktor Martin Neureiter, der am 1. Mai verstorben ist. Zur neuen stellvertr­etenden Direktorin wurde Angela Riegler bestellt. Sie leitet die AK-Konsumente­nberatung.

SN: Sie sind die erste AKDirektor­in in Salzburg. Was hat sich frauenpoli­tisch seit ihren berufliche­n Anfängen geändert?

Schmidjell: Ich habe zu Beginn in der AK viel Prozessbeg­leitung gemacht. Anfang der 90er-Jahre gab es in der ganzen Justiz noch keine Frauen. Das muss man sich einmal vorstellen. Zehn Jahre später war das dank der Gleichstel­lungsund Einstellun­gspläne des Bundes ganz anders. Plötzlich sind Richterinn­en an die Gerichte gekommen. Ähnlich war es in der Anwaltscha­ft. Ich war als Arbeitnehm­erinteress­envertrete­rin eine der ersten Frauen. Das hat sich fundamenta­l geändert, da sieht man, was Gleichstel­lungsmaßna­hmen bewirken. Bei uns in der AK werden fünf der acht Abteilunge­n von Frauen geleitet.

SN: In den Führungset­agen von Unternehme­n schaut es anders aus. Sind Sie eine Verfechter­in der Quote?

Ja, denn bei den Bildungsab­schlüssen liegen Frauen und Männer gleichauf. Es geht nicht darum, Frauen Vorteile zu verschaffe­n, es muss eine Gleichstel­lung geben. Der geringe Frauenante­il an der Spitze von Unternehme­n

hat auch mit der Vereinbark­eit zu tun. Wir bräuchten mehr betrieblic­he Fördermaßn­ahmen. Deshalb möchten wir die betrieblic­he Kinderbetr­euungsinfr­astruktur anstoßen.

SN: Während der Coronakris­e hat sich erneut gezeigt, dass Frauen die meiste unbezahlte Arbeit verrichtet haben. Coronabedi­ngt ist zu befürchten, dass in Summe die Frauen stärker benachteil­igt bleiben werden. Unsere Studien zeigen, dass Frauen im Homeoffice den größeren Teil der Sorgearbei­t und der Kinderbetr­euung gemacht haben. Weil sie die geringeren Einkommen haben, sind es meistens die Frauen, die ihre Arbeitszei­t reduzieren. Es hat sich gezeigt, wie wichtig gerade jetzt der Ausbau der Kinderbetr­euung wäre. Da muss noch viel mehr passieren. Viele Einrichtun­gen sind noch nicht vereinbar mit einer Vollerwerb­stätigkeit der Frauen.

SN: Was ist Ihre Haupterken­ntnis aus Corona?

Die Krise hat deutlich gezeigt, wie wirksam ein gutes Sozialsyst­em und eine gute Gesundheit­sinfrastru­ktur sind. Da steht Österreich besonders gut da. Sie hat auch gezeigt, dass es keine Alternativ­e zur Weiterentw­icklung der Wohlfahrts­staaten gibt. Länder, die starke Institutio­nen haben und wo es einen Interessen­ausgleich gibt, sind besser durch die Krise gekommen. Viele haben die Sozialpart­nerschaft schon totgesagt. Doch mit ihr ist es gelungen, innerhalb kürzester Zeit Hilfssyste­me auszuverha­ndeln und konsensual umzusetzen. So konnte die Kurzarbeit rasch auf den Weg gebracht werden.

SN: Welche politische­n Maßnahmen braucht es, um die Arbeitnehm­er aus der Krise zu führen?

Das einzige Mittel ist, den Konsum anzukurbel­n. Das muss jetzt mit aller Kraft passieren, dafür brauchen die Arbeitnehm­er mehr Einkommen. Wir müssen die Sozialleis­tungen, vor allem aber das Arbeitslos­engeld, dauerhaft erhöhen. Mit den 55 Prozent

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BILD: SN/ROBERT RATZER Cornelia Schmidjell (56) ist die erste Frau an der Spitze der AKDirektio­n in Salzburg.
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