Die Ermittlungen bei Wirecard weiten sich aus
Es geht um dubiose Geldflüsse in dreistelliger Millionenhöhe. Tochtergesellschaft für Zentral- und Osteuropa meldet Insolvenz an.
Im Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft laut der „Süddeutschen Zeitung“nun auch wegen des Untreueverdachts gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun und weitere Manager. Es geht um den Vorwurf, dass dreistellige Millionenbeträge von Wirecard-Konten an Firmen in Asien und auf Mauritius flossen. Außerdem gehen die Ermittler laut SZ davon aus, dass die mutmaßlichen Manipulationen spätestens 2014 begannen. Die Staatsanwaltschaft wollte den Bericht nicht bestätigen. Man ermittle „weiterhin gegen Herrn Braun und mögliche Mittäter wegen aller in Betracht kommenden Straftaten“.
Laut einem Bericht des „Standard“sollen Dokumente der Wirtschaftsprüfer von KPMG belegen, dass bei Wirecard mehrere Hundert Millionen Euro im Rahmen dubioser Geschäfte verschwanden – etwa bei unbesicherten Millionenkrediten in Asien und einem überteuerten Firmenkauf eines Fonds auf Mauritius. Der Verbleib des Geldes ist ungeklärt, geht aus einem bisher unveröffentlichten Sondergutachten der Prüfer von KPMG hervor.
Unterdessen musste am Freitag eine weitere Gesellschaft im Wirecard-Firmengeflecht
Insolvenz anmelden – die Wirecard Central Eastern Europe GmbH mit Sitz in Graz. Betroffen sind rund 150 Dienstnehmer und 70 Gläubiger, teilten die Kreditschützer von AKV, KSV und Creditreform mit. Die Überschuldung beläuft sich auf rund 600.000 Euro. Grund der Insolvenz ist, dass von den größten Schuldnerinnen, Wirecard Technologies GmbH und Wirecard AG, keine Zahlungen für bereits erbrachte und in Rechnung gestellte Dienstleistungen zu erwarten sind. Somit dürften die Forderungen uneinbringlich sein.
Mittlerweile gibt es Interesse an Teilen von Wirecard, konkret von der Deutschen Bank. Als einer der größten Anbieter im Zahlungsverkehr weltweit werde man sich Gelegenheiten zur Verstärkung ansehen, sagte Deutsche-Bank-Vorstand Fabrizio Campelli in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.
Das deutsche Finanzministerium will als Reaktion auf den WirecardSkandal die Finanzaufsicht reformieren. Ein Konzept könnte bereits in den nächsten Tagen vorgestellt werden, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Freitag.