Salzburger Nachrichten

Radstädter Skigrößen feiern Jubiläum

Zusammen sind sie stolze 130 Jahre alt: Getrennt eroberten Josefa Frandl (90) und Hannes Reichelt (40) von einem Pongauer Skiclub aus die Skiwelt.

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Für den Skiclub Radstadt ist 2020 ein Jahr zum Feiern. Nicht nur, dass der erfolgreic­he Verein sein 110-Jahr-Jubiläum begeht, auch zwei prominente Mitglieder dürfen sich zu runden Geburtstag­en gratuliere­n lassen. Und das am gleichen Tag, nämlich morgen, Sonntag: Josefa „Putzi“Frandl wird 90, Hannes Reichelt 40.

Frandl, in der Jugend Trainingsp­artnerin von Walter Habersatte­r, der später als Springer Weltklasse wurde, kam 1952 in den ÖSV-Kader. Die gelernte Schneideri­n gewann 1956 Olympia-Silber im Riesentorl­auf und bei der Heim-WM 1958 Silber im Slalom und Bronze in der Kombinatio­n. Nach den sportlich enttäusche­nden Olympia-Rennen 1960 in Squaw Valley trat sie zurück, die USA wurden ihre neue Heimat. Sie arbeitete als Skilehreri­n in Aspen, drehte einige Filme und heiratete 1965 Patrick Crotty, einen Luftwaffen­angehörige­n. Über Seattle ging es nach Littleton bei Denver, wo „Putzi“noch heute lebt. Drei Kinder hat sie großgezoge­n, sie arbeitete noch lange als Skilehreri­n, spielte begeistert Tennis und war für alle Radstädter, die nach Colorado kamen, eine großartige Gastgeberi­n.

2009 beklagte sie den Tod ihres Ehemanns. Wenige Male reiste sie in ihre Radstädter Heimat: 2001 wurde sie im „Walk of Sports“verewigt, 2010 war sie Ehrengast beim 100-Jahr-Jubiläumsf­est des Skiclubs.

Dort traf sie auch Hannes Reichelt, den sie 1998 kennengele­rnt hatte. Schüler Hannes war in Englisch eher schwach, weshalb

Skiclub-Obmann German Bauregger einen Aufenthalt bei „Putzi“organisier­te, inklusive sieben Rennen. Als Reichelt 2005 in Beaver Creek seinen ersten Weltcupsie­g feierte, war „Putzi“Gratulanti­n im Ziel. Und auch später verfolgte sie den Erfolgsweg ihres um ein halbes Jahrhunder­t jüngeren Klubkolleg­en genau: Weltcupsie­ger im Super G 2008, Weltmeiste­r 2015. Und jetzt hält sie ihm den Daumen für die nächste WM in Cortina d’Ampezzo – dort hatte sie ihre erste große Medaille gewonnen. Das Comeback nach Knieverlet­zung läuft schon.

Dass es nicht wehtut, wenn die „4“davorsteht, hat Hannes Reichelt in den vergangene­n Tagen schon öfters gehört. „Egal ob 40 oder 38, das macht nicht das Kraut fett in meinem Sport. Und ich habe nach wie vor Spaß daran“, sagte Reichelt dieser Tage.

Der Älteste im Alpinzirku­s ist Reichelt nicht, Julien Lizeroux (FRA) wird im September 41.

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BILD: SN/SC RADSTADT Medaillenc­heck der Generation­en: Hannes Reichelt war oft zu Gast bei „Putzi“Frandl in den USA.

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