Ein zu Fleisch gewordenes Problem
Tiere, auch wenn wir sie essen, gehören anständig behandelt. Darüber sind sich eigentlich alle einig. Aber was ist anständig?
Tiere und Menschen, das ist eine schwierige Beziehung, eine ziemlich schwierige sogar. Manche Viecherl, vorzugsweise Haustiere, leben oft wie Gott in Frankreich, mit Masseur, Gourmetfutter und Kleidung vom Designer.
Anderen, vor allem denen, die auf unseren Tellern landen, geht es meist weniger gut. Sie werden oft in zu engen, dunklen Ställen alles andere als artgerecht gehalten oder bereits als wenige Tage alte Kälber von ihren Müttern getrennt und quer durch die Welt transportiert. Natürlich gibt es, gerade auch in Österreich, viele Betriebe, die ihre Tiere anständig behandeln. Das ändert aber nichts daran, dass gerade in der Nutztierhaltung und der Fleischverarbeitung noch Luft nach oben ist. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) versucht es nun mit einem Tierwohlgipfel, bei dem alle Beteiligten gemeinsam über bessere Lösungen für Kuh und Schwein diskutieren.
Ob das funktioniert? Schwierig zu sagen. Zu unterschiedlich sind die Interessen. Auf der einen Seite Tierschützer, denen die Tiere über alles gehen und die Fleisch von den Tellern der Österreicherinnen und Österreicher am liebsten verbannen würden.
Auf der anderen Seite der Großteil der Bürgerinnen und Bürger, die gern Schnitzel und Braten essen und darauf sicher nicht verzichten wollen. Dann wiederum die Vertreter der Landwirtschaft, die darauf schauen müssen, dass die Betriebe konkurrenzfähig bleiben. Dann noch Sozialpolitiker, die darauf verweisen, dass Fleisch auch für Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbar sein muss. Österreich ist ja bei Lebensmitteln bereits eines der teuersten Länder innerhalb der Europäischen Union. Vor diesem Hintergrund wird wohl auch der ständige Appell an die Eigenverantwortung und den mündigen Konsumenten eher von begrenzter Wirkung sein. Wer sich Biofleisch leisten kann und will, tut es bereits. Zu all dem kommt, dass Fleisch, vor allem auch im Export, ein Cent-Geschäft ist. Nur wer große Mengen billig anbieten kann, der macht ansprechend Gewinn.
Es ist also ein ganzes Knäuel von unterschiedlichen Interessen, die entwirrt werden müssen, damit es zu Verbesserungen kommt. Wie immer diese auch aussehen werden, eines kann man bereits jetzt sagen: Bei diesem Thema wird sich die Politik wohl schwertun, es allen recht zu machen. Irgendwie eine Loselose-Situation für die Damen und Herren Volksvertreter. Trotzdem muss etwas geschehen. Designerkleider, Masseure oder Gourmetfutter für Nutztiere fordert ja eh niemand.