Teststarts im Tourismus ziehen sich
Mit großflächigen Coronatests im Tourismus wird es auf die Schnelle nichts werden. Es spießt sich, vor allem bei den Logistikkosten. Die sind im Förderbetrag inkludiert, das macht es für kleinere Labors kaum rentabel mitzutun.
Mit großflächigen Coronatests im Tourismus wird es auf die Schnelle nichts werden.
SALZBURG. Noch nicht begonnen und schon ins Stocken geraten: Die österreichweiten Coronatests an bis zu 65.000 Tourismusmitarbeitern pro Woche dürften langsamer ins Rollen kommen als gewünscht. Wie so oft liegen die größten Hürden in den Details. Und derer gibt es noch einige zu klären, allen voran, wer für die Logistik bezahlt.
Vom Bund werden 85 Euro pro Test gefördert. Mit diesem Zuschuss seien auch die „unter Umständen“anfallenden Transport-, Logistikund Organisationskosten für eine dezentrale Abstrichnahme abgedeckt, heißt es in der Sonderrichtlinie zur Förderung von Coronatests im Tourismus. Damit wird die Fördersumme nicht nur für Franz Öller, Geschäftsführer des Tauernklinikums in Zell am See, „grenzwertig“. Bisher habe der Bund normalerweise 85 Euro pro Test exklusive Logistik bereitgestellt, sagt Öller.
Entsprechend spießt es sich nun, wer die Kosten dafür übernimmt oder es möglichst billig macht. Immer wieder heißt es, die Mitarbeiter des Roten Kreuzes stünden für das Abnehmen der Abstriche zur Verfügung. Gratis sind die freilich auch nicht. Wie viel man dafür bisher verlangte, will man beim Roten Kreuz in Salzburg, mit dem gerade für die Testungen im Tourismus verhandelt wird, nicht sagen. Wenn eine Person sich privat testen lasse, koste das aber 115 Euro. Die Coronatests im Tourismus seien allerdings
„eine andere Größenordnung“und „ein sehr langwieriges Projekt“. Ausverhandelt sei noch nichts.
Erst dann will man im Zentrallabor am Tauernklinikum entscheiden, ob man mittut oder nicht – obwohl man am Montag in der Laborliste auf der offiziellen Homepage „Sichere Gastfreundschaft“bereits als Anbieter geführt wird. Wenn es im Rahmen der eigenen Möglichkeit machbar sei, werde man die Tests durchführen, man sehe sich ja als Dienstleister für die Region, sagt Öller. „Aber drauflegen können wir nichts, die Sache muss zumindest kostendeckend sein.“Die Kapazität am Tauernklinikum liege derzeit bei 500 bis 800 Tests pro Tag, kurzfristig könne man diese verdoppeln.
1500 Tests pro Woche könnte die PharmaGenetix mit Sitz in AnifNiederalm den Tourismusbetrieben anbieten. Er habe sich am Freitag angemeldet und sei überrascht gewesen, schon am selben Tag auf der Laborliste gelandet zu sein, sagt Geschäftsführer Wolfgang Schnitzel, der noch einen Zugang zum Portal der Buchhaltungsagentur des Bundes (BHAG) vermisst. Die BHAG ist mit der Abwicklung der Förderung und damit auch der Auszahlung der Fördergelder betraut. „Angeblich soll es einen Account geben, um sich anbinden zu können. Es hat bisher wenig Info gegeben, wir sind selbst neugierig, wie das laufen wird“, sagt Schnitzel. Die Fördersumme von 85 Euro inklusive Logistik und Transport sieht auch er als „sehr knapp bemessen“. Reich werde man damit nicht, aber die Alternative sei, nicht dabei zu sein, „und es muss gemacht werden“. Als kleines Labor mit 15 Mitarbeitern sehe man sich aber durchaus benachteiligt gegenüber großen Anbietern.
Man werde die Tests vor allem für Betriebe in der näheren Umgebung anbieten. Anfragen von Hotels gebe es, „aber momentan müssen wir sie noch vertrösten“, sagt Schnitzel.
Ein großer Anbieter, der auf der Liste steht, ist die Novogenia mit Sitz in Eugendorf. Das Privatlabor hat eine Kapazität von täglich 18.000 Tests. Aber auch dort wartet man noch auf die Verbindung zur Abwicklungsstelle des Bundes. „Ab 8. Juli soll die Software verfügbar sein“, sagt Novogenia-Chef Daniel Wallerstorfer. Dann werde man schnellstmöglich die betriebsinterne Software anpassen. Ohne ordentliche IT sei es für ein Labor kaum möglich, an den Tourismustestungen teilzunehmen. Die Abwicklung sei sehr kompliziert gewählt worden, „für kleinere Labors ist das impraktikabel“. Auch wegen des niedrigen Förderbetrags würden viele rausfallen. Denn der größere Teil werde durch die große Menge an Tests ganz einfach in die Logistik fließen. Die Novogenia setzt dabei auf eigene mobile Teststationen. „Wir werden sie entweder in der jeweiligen Gemeinde aufbauen, und die Mitarbeiter kommen dorthin, oder fahren direkt zu den Hotels“, erklärt Wallerstorfer. Einige Betriebe hätten sich schon gemeldet, man werde aber auch selbst eine Marketingkampagne starten. Der Novogenia-Chef denkt dabei auch schon an den kommenden Winter. Mit der Skidata als Partner werden derzeit die Bergbahnen beackert, denen eigene Geräte für regelmäßige Coronatests angeboten werden sollen. Dabei sollen die Mitarbeiter selbstständig Speichelproben abgeben können. Speichelabnahme durch Spucken in ein Röhrchen sei viel einfacher und genauer als etwa ein Nasenabstrich, sagt Wallerstorfer. Die Zulassung alternativer Abnahmemethoden und der Verzicht auf ein ärztliches Attest hätten aus seiner Sicht auch für die aktuellen Tourismustests „einiges einfacher gemacht“.
Die Sprecherin der Hoteliers in der Wirtschaftskammer, Susanne Kraus-Winkler, sieht in den Coronatests „eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten“. Man müsse dem Projekt „noch ein bisschen Zeit geben“. Die Zeit, die für den Test aufgewendet wird, ist übrigens als Arbeitszeit zu buchen, falls der Mitarbeiter laut Dienstplan arbeiten müsste.
„Für kleinere Labors impraktikabel.“
Daniel Wallerstorfer Novogenia