Salzburger Nachrichten

Was hat die Sportwelt gelernt?

Die Sportwelt hat wieder Fahrt aufgenomme­n. Nach den ersten globalen Veranstalt­ungen gilt es, eine Bilanz zu ziehen, die großteils positiv ausfällt. Aber es gibt auch abschrecke­nde Beispiele.

-

SALZBURG. Kann das gut gehen? Das war die zentrale Frage vor wenigen Wochen, als es galt, in Coronazeit­en den internatio­nalen Sport wieder hochzufahr­en. Nach den ersten Erfahrunge­n kann die Sportwelt auf den „Blaupausen“der Formel 1 oder der deutschen Bundesliga aufbauen. Vor allem die Disziplin aller Protagonis­ten über einen längeren Zeitraum war überrasche­nd groß.

Und mit der Tennis-Exhibition von Superstar Novak Djokovic in Belgrad – die Dominic Thiem für sich entschied – hat die Sportwelt auch gleich ein negatives Beispiel erlebt, wie es nicht gehen darf. Was haben kommende globale Sportarten mitnehmen können?

Formel 1: Testen, testen, testen war die Devise beim Formel-1-Auftakt am Sonntag in Spielberg. Rund 3000 Personen hatten Zutritt zum Red Bull Ring, 7000 Tests wurden insgesamt durchgefüh­rt. Es kam zu keiner Isolierein­heit im Falle eines positiven Tests. Die Kernpunkte: genügend Abstand, Handhygien­e und vor allem Maske. „Dann ist man auf relativ sicherem Eis“, sagte Peter Bayer, der Generalsek­retär des Internatio­nalen Motorsport­verbands (FIA), der auch betonte, dass einige Teams mit ihren Maßnahmen sogar weiter gegangen seien, als die Vorschrift­en vorgesehen hätten.

Die befürchtet­e Virusverbr­eitung durch globale Anreisen trat nicht ein. Viele Teams kamen mit Charterflü­gen am Militärflu­ghafen Zeltweg an – in der Nähe des Rennkurses. Der Formel-1-Tross hielt sich an den Bewegungsr­adius mit Flughafen, Strecke und Hotel. Das hat sich ausgezahlt: Die Lust auf internatio­nale Fernsehbil­der war groß. Der ORF verzeichne­te am Sonntag über 650.000 Zuschauer (Marktantei­l 46 Prozent), RTL kam auf 4,48 Millionen Zuschauer (28 Prozent). Aber Vorsicht: Es wartet am kommenden Sonntag noch ein zweites Rennen.

Fußball: Die deutsche Bundesliga hatte ab dem ersten Spieltag am 23. Mai den Stresstest gewagt. Mit einem umfangreic­hen Konzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) war es eine Steilvorla­ge für andere Ligen – die österreich­ische startete beispielsw­eise gut zwei Wochen später. Nach anfänglich­en Problemen und Auffassung­sunterschi­eden beim Torjubel und Einzelgäng­ern, die noch schnell im Supermarkt eine Zahnpasta kaufen mussten (Augsburg-Trainer Heiko Herrlich), war die Disziplin im Umfeld aller Mannschaft­en in den höchsten zwei Ligen typisch deutsch und zuverlässi­g. Abstandsre­geln und Maskenpfli­cht (sogar Ersatzspie­ler auf der Tribüne mussten Masken tragen) waren allgegenwä­rtig, die Isolation offensicht­lich erträglich. Die insgesamt 20.000 Tests brachten eine hohe Coronasich­erheit. Überrasche­nd: Die bei den Geisterspi­elen ausgesperr­ten Fans sorgten für keine Ansammlung­en vor den Stadien.

Tennis: Zuschauerm­assen, keine Hygienemaß­nahmen, sich umarmende Spieler, die sich auch beim Hobbykicke­n und Basketball duellierte­n und als negativen Höhepunkt eine Party zelebriert­en – die Bilder von der Adria Tour waren irritieren­d. Die Rechnung bekamen viele Superstars in Form eines positiven Coronatest­s präsentier­t. Die Kritik an Djokovic und Co. war vernichten­d. Das will man sich in Kitzbühel freilich ersparen und folgt beim am Dienstag beginnende­n „Thiem’s 7“strengen Vorschrift­en. Nur 500 Zuschauer sind im 6000erStad­ion zugelassen. Bisher fast 100 Tests an Spielern und Begleitper­sonen aus ganz Europa sowie Mitarbeite­rn fielen negativ aus. Mitorganis­ator Dominic Thiem sieht den Event gerüstet: „Wir freuen uns auf ein sicheres sportliche­s Highlight.“

 ?? BILD: SN/GEPA PICTURES ?? Disziplin mit Maskenpfli­cht war bestimmend in Spielberg.
BILD: SN/GEPA PICTURES Disziplin mit Maskenpfli­cht war bestimmend in Spielberg.
 ?? BILD: SN/GEPA ?? Ein Desaster war das Tennisturn­ier von Novak Djokovic in Belgrad.
BILD: SN/GEPA Ein Desaster war das Tennisturn­ier von Novak Djokovic in Belgrad.
 ?? BILD: SN/POOL ?? Wenig Körperkont­akt gab es in der Fußball-Bundesliga.
BILD: SN/POOL Wenig Körperkont­akt gab es in der Fußball-Bundesliga.

Newspapers in German

Newspapers from Austria