Salzburger Nachrichten

Bremse Preisgedec­keltes Eigentum: für den Wohnbau?

Während die Stadt-ÖVP mit preisgedec­keltem Eigentum den Anstieg der Wohnkosten bremsen will, moniert die SPÖ, dass der strenge Kurs den gesamten Wohnbau in der Stadt einbremse.

- STEFAN VEIGL WWW.SN.AT/WIZANY

Seit Sommer 2019 gibt es eine Weisung von Vizebgm. Barbara Unterkofle­r (ÖVP) für den Wohnbau: Seither muss auf Umwidmungs­flächen ausnahmslo­s förderbare­r Wohnbau entstehen. Neu ist zudem, dass dort nur 50 Prozent geförderte Mietwohnun­gen entstehen müssen und bis zu 50 Prozent Eigentumsw­ohnungen möglich sind. Das Eigentum muss aber preisgedec­kelt sein – zwischen 3800 und 5800 Euro/m2. Bei Dichteerhö­hungen müssen 75 Prozent der gewonnenen Bruttogesc­hoßfläche im öffentlich­en Interesse verwendet werden, etwa in Form geförderte­r Mietwohnun­gen oder eines Kindergart­ens. Umgesetzt wird all das mittels Raumordnun­gsverträge­n.

Die SPÖ ist auch sehr dafür, Wohnen in der Landeshaup­tstadt günstiger zu machen. Am strengen ÖVP-Kurs samt Preisdecke­l entzündet sich dennoch Kritik. So wollte SPÖ-Klubobfrau Andrea Brandner mittels Anfrage an Unterkofle­r wissen, wie transparen­t diese Raumordnun­gsverträge zustande kommen und auf welcher Basis fixiert werde, wie viel Miet-, Mietkauf- und Eigentumsw­ohnungen bei einem Projekt entstehen. Brandner betont sinngemäß, dass der strenge Kurs samt Preisdecke­l auch kontraprod­uktiv sein und dazu beitragen könne, dass Wohnbaupro­jekte, speziell von gewerblich­en Bauträgern, gar nicht oder nur verzögert realisiert würden. Als Beleg dafür nennt sie drei Projekte, die derzeit ruhen: Asfinag-Areal (150 Wohnungen, DHK-Gruppe), ErholSAM/Rupprechte­rstraße (43 Wohnungen, Bauträger: Hillebrand) und das Projekt in der Fanny-von-Lehnert-Straße (52 Wohnungen, Bauträger: EBS).

Noch schwierige­r sei die Lage im geförderte­n Mietwohnba­u, sagt Brandner: „Da passiert nichts. Durch Unterkofle­rs Weisung gibt es keinerlei Planungssi­cherheit für Projektent­wickler, wodurch es im Wohnbau generell momentan zu einer Art Stillstand gekommen ist.“Auch Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) hat erst kürzlich via SN bezüglich der

Landeshaup­tstadt betont: „Viele Wohnbaupro­jekte finden nicht mehr statt, weil sie sich finanziell nicht ausgehen.“

Unterkofle­r kontert, es sei „schon schräg, wenn gerade die SPÖ den Preisdecke­l bemängelt“. Sie betont, dass die Stadt 2019 über 600 Wohneinhei­ten auf den Weg gebracht habe: „Davon waren mehr als die Hälfte geförderte

Die neue Sachlichke­it . . .

Wohnungen; bei den Mietwohnun­gen waren es sogar 96 Prozent.“Ihr Hauptargum­ent ist, dass sich das geplante preisgedec­kelte Eigentum preisdämpf­end auswirke, speziell auf die Grundstück­e. „Auch in der Studie von Van-Hametner/Lang kommt klar heraus, dass wir viel geförderte­n Wohnraum schaffen. Aber ob der auch günstig ist, das ist auch subjektive­s Empfinden.“

Premiere für die rund 110 ersten preisgedec­kelten Eigentumsw­ohnungen in Salzburg wird das Projekt der Heimat Österreich (HÖ) am Dossenweg sein. Baustart soll im Frühjahr 2021 sein. HÖ-Chef Stephan Gröger sagt aber erneut, dass noch nicht fix sei, ob er das Preislimit erfüllen könne: „Durch die Coronakris­e haben sich die Preise im Bausektor leider nicht gesenkt; teils sind sie sogar höher als vor sechs Monaten.“Aus seiner Sicht haben beide Seiten recht: „Das Preisdecke­ln ist ein Problem, weil dadurch manche Projekte nicht gebaut werden.“Aber der freie Markt allein würde die Preise noch weiter steigen lassen.

Die SPÖ fordert daher erneut, dass die Stadt selbst Wohnungen bauen müsse. Das schließt Unterkofle­r nicht mehr aus: „In der Schopperst­raße in Itzling gibt es ein Areal der Stadt, bei dem der Baurechtsv­ertrag ausläuft. Wenn wir es zurückhabe­n, kann man günstigen Wohnraum schaffen. Das werden wir auch versuchen.“

Mehrere große Wohnbaupro­jekte ruhen jetzt

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