Salzburger Nachrichten

Wie sich der Ibiza-Ausschuss lahmlegen könnte

Einigung auf Ladungslis­te für Herbst: Ausschussv­orsitzende­r Sobotka muss aussagen.

- A.k., pur

Nach langem Tauziehen haben sich die Fraktionen im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss am Donnerstag auf eine Zeugenlist­e für Herbst geeinigt. Für die zehn Befragungs­tage bis November sind insgesamt 29 Auskunftsp­ersonen geladen.

Neben den Politikern Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Hans Peter Doskozil (SPÖ) soll eine ganze Reihe von Spitzenman­agern vor dem Ausschuss erscheinen: Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselstein­er, Immobilien­investor René Benko, KTM-Chef Stefan Pierer, OMV-Vorstandsv­orsitzende­r Rainer Seele, CasinosChe­fin Bettina Glatz-Kremsner, Novomatic-Manager Alexander Merwald, der Chef der Österreich­ischen Gesundheit­skasse,

Matthias Krenn, und andere. Auf der Ladungslis­te stehen auch der frühere Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) sowie die Milliardär­in Heidi Horten und Novomatic-Eigentümer Johann Graf. Horten und Graf haben schon einmal krankheits­halber abgesagt.

Geklärt werden sollen im Herbst die Themenkomp­lexe Großspende­n, Gesetzeskä­ufe und die sogenannte Schredder-Affäre. Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka, der dem Ibiza-Ausschuss vorsitzt, muss als Zeuge aussagen, weil er das Alois-Mock-Institut leitet, das von Novomatic eine Spende erhalten hat. SPÖ, Grüne und Neos hatten im Vorfeld bezweifelt, ob Sobotka weiterhin Vorsitzend­er des Ibiza-Ausschusse­s sein könne, wenn er dort als Zeuge aussagen müsse und möglicherw­eise befangen sei. Diese Diskussion um eine mögliche Befangenhe­it Sobotkas könnte dem Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss übrigens ein frühes Ende bescheren. Darauf machte in einem SN-Gespräch der Präsident des Instituts für Parlamenta­rismus und Demokratie­fragen, Werner Zögernitz, aufmerksam.

Sollten die übrigen Fraktionen darauf bestehen, dass Sobotka nach seiner Aussage seine Funktion als Ausschussv­orsitzende­r zurücklegt, würde Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures nachrücken. Wenn nun die ÖVP auf die Idee käme, auch Bures als Auskunftsp­erson einzuladen und auch diese ihr Amt „aus Befangenhe­it“niederlege­n müsste, wäre der Ausschuss führungslo­s. Denn Dritter Präsident Norbert Hofer, in Ibiza-Tagen enger Vertrauter Straches, ist ebenfalls Auskunftsp­erson und daher „befangen“. Laut Gesetz muss aber einer der drei Nationalra­tspräsiden­ten den Ausschussv­orsitz führen. Laut Verfahrens­ordnung können sich die Präsidente­n zwar vertreten lassen, doch gilt diese Vertreterr­egelung nur für einzelne Sitzungen, nicht aber für den Ausschussv­orsitz als solchen, sagt Zögernitz. „Vier Mandatare (so viele sind notwendig, um eine Zeugenladu­ng durchzuset­zen) können den Ausschuss lahmlegen“, gibt der Parlaments­experte zu bedenken.

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