AUA bleibt im Bann von Corona
Nicht nur die heimische Lufthansa-Tochter schreibt mehr Verluste denn je.
WIEN. Eine Million Euro. So viel Verlust hat die AUA im zweiten Quartal täglich gemacht und nur 53.000 Passagiere in drei Monaten transportiert, meist auf Rückholflügen – so viele wie vor einem Jahr an einem Tag. Die historisch schlechten Zahlen der heimischen LufthansaTochter waren erwartet worden, nachdem der Flugbetrieb zur Eindämmung der Coronakrise fast drei Monate Stillstand verursachte. 99 Mill. Euro Betriebsverlust bei 35 Mill. Euro Umsatz nehmen sich dennoch viel aus. Im Halbjahr brach der Umsatz um rund zwei Drittel auf 322 Mill. Euro ein, der Betriebsverlust stieg von –55 Mill. auf –235 Mill. Euro.
„So ein schlechtes Ergebnis hatte die AUA noch nie“, sagte Vorstandschef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. In den nächsten Monaten ist wenig Verbesserung in Sicht. Zwar bewege sich die AUA – nach der Wiederaufhebung der Landeverbote für Flüge aus etlichen Ländern auf dem Balkan – auf 20 Prozent Auslastung zu. Ferienflüge, vor allem nach Griechenland, seien gut gebucht. „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das nicht reicht, um ein Unternehmen wie unseres über Wasser zu halten“, räumt Hoensbroech ein.
Um die Coronakrise zu überleben, gibt es – ebenso wie bei der Mutter Lufthansa – Hilfe vom Staat. Konkret bekommt die AUA 150 Mill. Euro Zuschuss sowie Garantien für 300 Mill. Euro Kredit. Das Geld soll in den nächsten Wochen fließen. Was noch fehle, sei ein Okay aus Berlin, sagt Hoensbroech. Es gilt als Formsache, nachdem nach Österreich und der Schweiz auch Belgien beschlossen hat, zur Rettung der Lufthansa und ihrer Töchter beizutragen. Die versprochenen 150 Mill. Euro der Lufthansa an die AUA sind im Juli geflossen. Das Hilfspaket wird laut Finanzchef Wolfgang Jani reichen. „Das ist keine Bierdeckelrechnung, sondern der meistgeprüfte Businessplan der Republik“und er enthalte einen Cashpuffer, „den wir nicht ausschöpfen wollen“.
Bis zum Normalbetrieb ist es aber noch weit. „Wir gehen davon aus, dass wir in zwei Jahren wieder 80 Prozent unserer Größe erreicht haben“, sagt von Hoensbroech. Vorerst bleibe der Flugplan sehr flexibel, auch weil die Kunden sehr kurzfristig buchten. Im Herbst sollen Langstreckenflüge nach Schanghai und Mauritius wieder aufgenommen werden.
Zusätzlich erschwert werde die Lage durch die sich ständig ändernden Reisebeschränkungen und Einreiseregeln. Die Coronakrise „wird uns noch längere Zeit unangenehm begleiten“, sagt der AUA-Chef, auch weil unklar sei, bis wann und ob ein Impfstoff gefunden werde. Deswegen sollte, statt pauschal Flug- und Einreiseverbote zu verhängen, ein flächendeckendes, internationales Testprogramm für Reisende errichtet werden. „Nur wer gesund ist und nicht ansteckend, soll reisen dürfen.“
Kündigungen wie bei der Lufthansa und vielen anderen Airlines gibt es bei der AUA nicht. 6756 (–300) Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und sollen es bis 2023 bleiben. Dann werde man sehen, „wie groß wir sind und wie viele Mitarbeiter wir brauchen“, sagt der AUA-Chef. Er geht aber davon aus, dass nicht alle bis dahin bleiben werden.
Für die zögerliche Ticketrückerstattung für gestrichene Flüge entschuldigte sich Hoensbroech erneut. Mit Juli seien drei Viertel der Fälle abgearbeitet, Ende August sollen alle erledigt sein. Rund 50 Mill. Euro seien bis Juli an Kunden zurückgezahlt worden, im August werde ein hoher zweistelliger Millionenbetrag folgen.
Auch bei der Lufthansa fiel das Quartalsergebnis durch die Coronakrise historisch schlecht aus. Der operative Verlust betrug knapp 1,7 Mrd. Euro. Dass es nicht schlimmer kam, verdankte Europas größte Fluglinie einem Rekordergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo, die von der stark gestiegenen Nachfrage nach Frachtflügen profitierte.