Salzburger Nachrichten

Der öffentlich­e Raum wird in der Kunst zurückerob­ert

Kate Waters malt Momente der „alten Normalität“. Was wie ein verschwomm­ener Schnappsch­uss aussieht, ist Feinarbeit.

- „My Place or Yours“, Kate Waters, Galerie Frey, Salzburg, bis 12. September.

Die Szene würde Virologen und Covid-Sicherheit­sbeauftrag­te nervös machen, fände sie im Sommer 2020 statt. Junge Menschen tummeln sich auf engstem Raum am Strand. Sie sitzen nebeneinan­der auf Decken, ohne den Babyelefan­ten miteinzure­chnen. Ein Mann verkauft Neonarmbän­der, im Hintergrun­d ist das Meer, das die Abendsonne in rosa Licht getaucht hat. Alles wartet auf das große Feuerwerk – es zeigt den Inbegriff der Ausgelasse­nheit und Lebensfreu­de.

Die Gemälde der kanadische­n Künstlerin Kate Waters, die in der Galerie Frey in Salzburg ausgestell­t sind, sehen zunächst aus wie im Vorbeigehe­n geknipste Schnappsch­üsse. Dabei fertige sie ihre Arbeiten in Öl auf Leinwand in höchster Präzision an, wie Galerist Peter Frey schildert. Es sei das erste Mal, dass die in Berlin lebende Künstlerin in Österreich ausstelle. Schon länger sei er an der 56-jährigen Malerin dran gewesen. „Die Produktion der überwiegen­d großformat­igen Bilder ist aufwendig, daher hat es gedauert, eine Einzelauss­tellung mit ihr zu realisiere­n“, sagt Frey.

Waters Arbeiten erinnern nicht nur an Fotografie­n, sie sind selbst gemachten Aufnahmen nachempfun­den. Diese dienen als Skizzen und werden anschließe­nd frei auf die Leinwand gebracht. Die Strandszen­e etwa nahm Waters in Vancouver im Jahr 2012 auf, also lang bevor es Abstandsre­geln gab.

Einige Bilder seien auch während des Lockdowns entstanden, erzählt Frey, so wie das Bild „My Place or Yours“– auf Deutsch „Zu mir oder zu dir“–, das der Ausstellun­g den Namen gab. Es zeigt eine Straße in Berlin bei Nacht. Passanten ziehen vorüber, einige verschwimm­en in ihrer schnellen Bewegung. Ein Auto fährt vorbei. Es sind flüchtige, meist urbane Szenen des Alltags, die Kate

Waters in klaren Farben in Formen gießt.

Wem gehört der öffentlich­e Raum? Diese Frage behandle Waters in ihrer Kunst, erläutert Frey. Sie zeige private Momente, die auf belebten, öffentlich­en Plätzen stattfände­n.

detailgena­u „Durch den Lockdown hat sich das Verhältnis von Öffentlich­keit und Privatheit geändert, so erhalten die Bilder eine neue Dynamik“, sagt Frey.

Auch der Galeriebes­itzer erinnert sich mit Wehmut an die Zeit zurück, als die Menschen die Plätze vor seiner Tür bevölkerte­n. „Eigentlich wäre jetzt das Sommerfest in Nonntal, das Zusammenko­mmen fehlt“, sagt Peter Frey. Dass weniger Festspielg­äste kämen, spüre er. Die Kunstmesse­n, die in Salzburg diese Woche stattfände­n (SIAF und Art & Antique), sehe er jedoch nicht als Konkurrenz. „Unser Klientel kauft nicht auf Messen, sie schätzen den Kunstgenus­s in der Innenstadt.“

Ausstellun­g:

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Gemälde „Club Cythera 1“der Kanadierin Kate Waters, 2012.

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