Der öffentliche Raum wird in der Kunst zurückerobert
Kate Waters malt Momente der „alten Normalität“. Was wie ein verschwommener Schnappschuss aussieht, ist Feinarbeit.
Die Szene würde Virologen und Covid-Sicherheitsbeauftragte nervös machen, fände sie im Sommer 2020 statt. Junge Menschen tummeln sich auf engstem Raum am Strand. Sie sitzen nebeneinander auf Decken, ohne den Babyelefanten miteinzurechnen. Ein Mann verkauft Neonarmbänder, im Hintergrund ist das Meer, das die Abendsonne in rosa Licht getaucht hat. Alles wartet auf das große Feuerwerk – es zeigt den Inbegriff der Ausgelassenheit und Lebensfreude.
Die Gemälde der kanadischen Künstlerin Kate Waters, die in der Galerie Frey in Salzburg ausgestellt sind, sehen zunächst aus wie im Vorbeigehen geknipste Schnappschüsse. Dabei fertige sie ihre Arbeiten in Öl auf Leinwand in höchster Präzision an, wie Galerist Peter Frey schildert. Es sei das erste Mal, dass die in Berlin lebende Künstlerin in Österreich ausstelle. Schon länger sei er an der 56-jährigen Malerin dran gewesen. „Die Produktion der überwiegend großformatigen Bilder ist aufwendig, daher hat es gedauert, eine Einzelausstellung mit ihr zu realisieren“, sagt Frey.
Waters Arbeiten erinnern nicht nur an Fotografien, sie sind selbst gemachten Aufnahmen nachempfunden. Diese dienen als Skizzen und werden anschließend frei auf die Leinwand gebracht. Die Strandszene etwa nahm Waters in Vancouver im Jahr 2012 auf, also lang bevor es Abstandsregeln gab.
Einige Bilder seien auch während des Lockdowns entstanden, erzählt Frey, so wie das Bild „My Place or Yours“– auf Deutsch „Zu mir oder zu dir“–, das der Ausstellung den Namen gab. Es zeigt eine Straße in Berlin bei Nacht. Passanten ziehen vorüber, einige verschwimmen in ihrer schnellen Bewegung. Ein Auto fährt vorbei. Es sind flüchtige, meist urbane Szenen des Alltags, die Kate
Waters in klaren Farben in Formen gießt.
Wem gehört der öffentliche Raum? Diese Frage behandle Waters in ihrer Kunst, erläutert Frey. Sie zeige private Momente, die auf belebten, öffentlichen Plätzen stattfänden.
detailgenau „Durch den Lockdown hat sich das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit geändert, so erhalten die Bilder eine neue Dynamik“, sagt Frey.
Auch der Galeriebesitzer erinnert sich mit Wehmut an die Zeit zurück, als die Menschen die Plätze vor seiner Tür bevölkerten. „Eigentlich wäre jetzt das Sommerfest in Nonntal, das Zusammenkommen fehlt“, sagt Peter Frey. Dass weniger Festspielgäste kämen, spüre er. Die Kunstmessen, die in Salzburg diese Woche stattfänden (SIAF und Art & Antique), sehe er jedoch nicht als Konkurrenz. „Unser Klientel kauft nicht auf Messen, sie schätzen den Kunstgenuss in der Innenstadt.“
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