Salzburger Nachrichten

88-Jähriger soll seine Ehefrau getötet haben

Der Verdächtig­e stellte sich der Polizei. Die Ermittler gehen von einer Beziehungs­tat aus. Heuer kamen bereits 16 Frauen gewaltsam zu Tode.

- SN-ham, APA

Fassungslo­sigkeit und Trauer herrschen in der niederöste­rreichisch­en Marktgemei­nde Ladendorf im Waldvierte­l: Ein 88-jähriger Mann steht unter dem dringenden Tatverdach­t, seine Frau (80) am Donnerstag in den frühen Morgenstun­den getötet zu haben. „Wir sind alle sehr erschütter­t“, sagte Ladendorfs Bürgermeis­ter Thomas Ludwig (ÖVP) am Donnerstag. Die Familie lebte demnach seit Jahrzehnte­n in dem Ort mit knapp 2300 Einwohnern.

Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, hat sich der Verdächtig­e am Donnerstag geständig gezeigt. Den Angaben der Polizei zufolge gab der 88-Jährige bei der Einvernahm­e an, dass er seine 80 Jahre alte Ehefrau im gemeinsame­n Wohnhaus mit einem Messerstic­h getötet habe. Nach der Attacke suchte der Weinviertl­er die örtliche Polizeiins­pektion auf, stellte sich und wurde festgenomm­en. Der 88-Jährige soll den Angriff mit einem Küchenmess­er verübt haben. Die mutmaßlich­e Tatwaffe wurde sichergest­ellt, wie die Landespoli­zeidirekti­on Niederöste­rreich mitteilte. Das genaue Motiv der Tat ist noch unklar. Nach ersten Erkenntnis­sen dürfte es einen Streit gegeben haben. Ob der Konflikt schon länger andauerte und ob die Tat im Affekt geschah, wird noch ermittelt. Die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg ordnete eine Obduktion des Opfers an. Der Beschuldig­te wird in die Justizanst­alt Korneuburg eingeliefe­rt.

Die 80-Jährige ist heuer die 16. Frau in Österreich, die einem Gewaltdeli­kt zum Opfer fiel. Zuletzt soll Ende Juli im Bezirk Rohrbach ein 60-jähriger Mann seine frühere Lebensgefä­hrtin (59) getötet haben. Die beiden waren in einer Holzhütte in einem Waldstück, das beiden gehört, zu einer Aussprache verabredet, gerieten aber in Streit. Dabei soll der Verdächtig­e die Frau getötet haben. Der 60-Jährige rief danach selbst die Polizei und gestand die Tat am Telefon. Er wurde festgenomm­en.

Wie der Verein Autonome Frauenhäus­er Österreich mitteilt, kommen pro Monat etwa drei Frauen gewaltsam zu Tode – im gesamten Vorjahr waren es laut Kriminalst­atistik 39 Opfer, im Jahr 2018 waren es 41. In den meisten Fällen stehen (Ex-)Partner oder Angehörige unter

Tatverdach­t. Eine Arbeitsgru­ppe im Innenminis­terium rollte tödliche Gewalttate­n an Frauen in Österreich auf. Der Schwerpunk­t der Untersuchu­ng wurde auf weibliche Opfer und Beziehungs­taten gelegt. Ende November 2019 wurden die Ergebnisse veröffentl­icht: Demnach stellten bei Tötungen mit Beziehungs­hintergrun­d Trennungen (46 Prozent), Arbeitslos­igkeit (48 Prozent), Alkohol- oder Drogenmiss­brauch (30 Prozent) und fortdauern­de Konflikte ein erhöhtes Risikopote­nzial für Frauen dar. In 44 Prozent der Fälle war bereits ein Betretungs­verbot verhängt worden, in 16 Prozent sogar mehrmals.

 ?? BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER ?? In diesem Haus kam es zur Gewalttat.
BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER In diesem Haus kam es zur Gewalttat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria