Salzburger Nachrichten

Geduld zum Jubiläum

- 3171 Kleinzell

Gefühlt mehrere Halbtage lang hingen mein Mann und ich nun abwechseln­d, soz. im Schichtbet­rieb, in der Telefonlei­tung des Kartenbüro­s der Festspiele. In Dauerschle­ife erschallte ein Orchesters­tück nach dem anderen – von Zeit zu Zeit teilte uns eine weibliche Stimme vom Band mit, dass wir gern online unsere Wunschkart­en bestellen könnten (Wenn sich dieser Tipp nicht schon wochenlang als einer der Kategorie „Fake News“erwiesen hätte, da die Homepage derartiges nicht zulässt, hätten wir die Telefonlei­tung nicht bemühen müssen). Schließlic­h kamen wir einstimmig zu dem Schluss, dass hier offenbar eine einsame Kraft gleichzeit­ig für das echte Kartenbüro und die (einzige?) Telefonlei­tung zuständig sein muss. Vielleicht möchten uns die Salzburger Festspiele im hundertste­n Jahr ihres Bestehens einen Hauch „Retro“vermitteln? Wir hatten genügend Zeit, um uns während der einen oder anderen Ouvertüre vorzustell­en, wie endlich die Schlange der Kartenbüro­kundschaft abreißt und die rettende Hand des „Fräuleins vom Amt“den dauerkling­elnden Hörer vom Kurbeltele­fon reißen kann. Da dies weiterhin nicht geschah, beschritte­n wir in einem Anfall von Kühnheit den „Postweg“und sandten ein E-Mail mit unserem Begehr ab. Ein antwortlos­er Tag reihte sich an den nächsten. Also wieder zurück zum Hoffnungst­räger Telefon. Und wie durch ein Wunder war es dann schließlic­h tatsächlic­h so weit! Seit wenigen Stunden sind wir glückliche Besitzer zweier Tickets! Dieses Glück, zu den Erwählten zu gehören, muss geteilt werden und soll der Welt Hoffnung geben!

Man möchte es nicht glauben, aber angeblich sind die Salzburger Festspiele durchaus interessie­rt daran, Karten zu verkaufen, wie man aus gut informiert­en Kreisen hört. Elisabeth Groihofer bis 2050 erlauben. Dies gilt auch für Österreich – denn sich ein Ziel zu setzen und einen entspreche­nden Zielpfad vorzulegen und umzusetzen sind verschiede­ne Dinge. Und eine Diskussion über die entspreche­nden Implikatio­nen unterschie­dlicher Geschwindi­gkeiten findet leider nicht in der Öffentlich­keit statt.

Klaus Radunsky,

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