Racing Point kassiert Strafe
Die Sensationsmannschaft der Formel-1-Saison verliert nach einem Urteil der FIA 15 Punkte in der Teamwertung und muss wegen illegaler Bremsbelüftungen 400.000 Euro Strafe zahlen.
Teamchef Szafnauer zeigt sich überrascht
Mit Spannung wurde seit einigen Wochen das Urteil des Internationalen Automobilverbands (FIA) in der Causa Racing Point erwartet. Kurz vor dem Start des ersten freien Trainings für den zweiten Formel-1-Grand-Prix in Silverstone innerhalb von sieben Tagen veröffentlichte die FIA am Freitag ihre Entscheidung. Das Formel-1-Team Racing Point, das ab nächster Saison als Aston Martin an den Start geht, muss für jeden Boliden eine Strafe von 200.000 Euro (insgesamt 400.000 Euro) zahlen. Darüber hinaus werden dem Team in der Konstrukteurswertung der Weltmeisterschaft insgesamt 15 Punkte (7,5 pro Auto) abgezogen.
Die beiden Stammfahrer Sergio Pérez und Lance Stroll dürfen aber ihre Punkte in der Fahrerwertung behalten. Der Schaden für den Rennstall ist dennoch enorm. Durch den Punkteabzug verliert das Überraschungsteam der bisherigen Formel-1-Saison in der Teamwertung eine Position an Renault und ist nur noch auf Rang sieben zu finden.
Der französische Rennstall war es auch, der den Stein für eine Untersuchung gegen die Racing-Point-Fahrzeuge ins Rollen brachte. Schon bei den Testfahrten in Barcelona im Februar war der „pinke Mercedes“von Racing Point Gesprächsthema Nummer eins im Fahrerlager. Das Auto ist bis auf die Lackierung kaum von den Mercedes-Boliden aus dem Vorjahr zu unterscheiden. Schon damals wurde bei konkurrierenden Teams im Mittelfeld der Formel
1 darüber spekuliert, ob das Design des RP20 legal sei.
Nach dem zweiten Saisonrennen in Spielberg legte Renault erstmals Protest gegen den Racing-PointWagen ein. Auch bei den beiden darauffolgenden Grands Prix in Budapest und Silverstone protestierte Renault. Das Werksteam aus Frankreich beanstandete, dass mehrere Komponenten der Racing-Point-Boliden verbotenerweise Kopien jener Teile seien, die Mercedes im Vorjahr verwendet hatte. Die FIA entschied nun in einem 14-seitigen Dokument, dass die Bremsbelüftungen von Racing Point als Mercedes-Design zu betrachten sind, was gegen die Regeln verstößt. Die Strafe von 400.000 Euro und 15 Punkten Abzug bezieht sich jedoch nur auf den Protest nach dem Grand Prix der
Steiermark in Spielberg. Für die beiden Rennen in Ungarn und Großbritannien wurde das Team verwarnt, da das Vergehen in allen Fällen identisch war. Die Regelhüter wollen als Reaktion die Sportregularien 2021 anpassen, damit künftig Kopien nicht zur Norm werden. „Wir wollen nächstes Jahr nicht acht oder zehn Mercedes im Starterfeld haben“, befand der Technikchef des Motorsport-Weltverbands, Nikolas Tombazis.
Bei Racing Point kann man das Urteil der FIA nicht nachvollziehen: „Wir haben nichts falsch gemacht und müssen das Urteil verdauen“, sagt Teamchef Otmar Szafnauer. „Wir haben die FIA im März eingeladen, sich alles bei uns anzusehen. Danach haben sie uns gesagt, dass alles legal sei.“
Racing Point wird aber auch beim Grand Prix zum 70-Jahr-Jubiläum der Formel 1 am Sonntag in Silverstone mit den gleichen Bremskanälen an den Start gehen. „Wir können die Bremsleitungen nicht wechseln“, erklärt Szafnauer, der erneut auf Stammfahrer Pérez verzichten muss. Der Mexikaner wurde am Freitag wieder positiv auf das Coronavirus getestet. Er werde sich weiter nach den Vorgaben der englischen Gesundheitsbehörden richten, teilte das Team in einer Aussendung mit. Damit kommt wie auch schon in der vergangenen Woche Ersatzmann Nico Hülkenberg zum Einsatz. Nachdem der Deutsche wegen eines Kupplungsschadens beim Grand Prix von Großbritannien nicht starten konnte, bekommt er nun eine zweite Chance.