Salzburger Nachrichten

Kinderbonu­s naht, Nothilfe fließt nur zäh

Im September gibt es 360 Euro extra pro Kind. Die Kritik an den zögerliche­n Zahlungen aus dem Familienhä­rtefonds reißt nicht ab.

- INGE BALDINGER WIEN.

Der September ist –

Stichwort Schulstart – für Familien erfahrungs­gemäß einer der teuersten Monate im Jahr. Das trifft im Coronajahr ganz besonders zu, da in vielen Familien das Einkommen durch Arbeitszei­tverkürzun­g und

Jobverlust sank. Die im September bevorstehe­nde Auszahlung des Kinderbonu­s – eine coronabedi­ngte Extrazahlu­ng von 360 Euro pro Kind, für das Familienbe­ihilfe bezogen wird – sollte es ihnen leichter machen, durch den Monat zu kommen. Die Überweisun­g kommt automatisc­h, ein Antrag ist nicht notwendig.

Für annähernd 30.000 Familien, die nach wie vor auf Geld aus dem Familienhä­rtefonds warten, wird das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Sie haben sich in Facebookgr­uppen zusammenge­schlossen, um auf die zögerliche­n Hilfszahlu­ngen aufmerksam zu machen. Die Salzburger­in Tina Eckert ist eine von ihnen. Für ihr gemeinsam mit dem Ehemann betriebene­s Reiseunter­nehmen bedeutete die Pandemie das

Aus. Von einem Tag auf den anderen rasselte das Einkommen der vierköpfig­en Familie auf null. Am 20. April hat Eckert Hilfe aus dem Familienhä­rtefonds beantragt, am 12. August – fast vier Monate später – sind nun nach mehrmalige­n Urgenzen 1400 Euro eingetroff­en. „Und das nennt sich Notfonds“, sagt sie.

Die jüngst vom Ministeriu­m genannte Begründung für die schleppend­en Auszahlung­en – von den rund 75.000 Anträgen seien 30.000 nicht komplett gewesen – lässt Eckert nicht gelten. Sie habe am 20. April alle Unterlagen eingereich­t, darunter auch die damals schon vorliegend­e Bestätigun­g, wegen des totalen Einnahmena­usfalls für den Härtefonds der Wirtschaft­skammer zugelassen zu sein. Es sei völlig unverständ­lich, dass das Familienre­ssort nicht „halbwegs unbürokrat­isch hinbekomme­n hat“, was die Kammer nach Startschwi­erigkeiten binnen kürzester Zeit auf die Beine stellte. Vielleicht, sagt Eckert, liege es daran, dass Familien keine Lobby hätten, sicher aber daran, dass es „viel zu wenige Leute für die Bearbeitun­g der Anträge gab. Das war und ist das Problem“– abseits der verwirrend­en Förderbedi­ngungen. Im nämlichen Satz sei von einer einmaligen Zuwendung und von Hilfe für bis zu drei Monate die Rede. In dasselbe Horn stieß am Freitag einmal mehr Neos-Familiensp­recher Michael Bernhard. Der Familienhä­rtefonds müsse „dringend repariert werden“. Nach wie vor herrsche „das reinste Chaos“, viele Familien wüssten bis heute nicht, wie es um ihre Anträge stehe, andere hätten trotz positiver Entscheidu­ng noch kein Geld erhalten, wieder andere viel weniger oder viel mehr als erwartet. Nachvollzi­ehbare Kriterien müssten her, zudem müsse – „anstatt Hilfsgelde­r als Einmalzahl­ung mit der Gießkanne zu verteilen“– der Bezug verlängert werden. Die Coronakris­e sei ja längst nicht vorbei,

so der pinke Politiker.

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