Salzburger Nachrichten

Es gibt viele Ziele. Die wenigsten stehen im Weg

Was wir von Mönchen, familiärem Zusammenha­lt und vor allem von gut geführten Gasthäuser­n und Brauereien lernen können.

- PETER.GNAIGER@SN.AT Peter Gnaiger

Von wegen Gastroster­ben. Wenn man es richtig macht, dann läuft der Laden wie von allein. So wie beim Hoshi Ryokan. Das ist ein feines japanische­s Hotel-Restaurant in Awazu Onsen auf der Hauptinsel Honshu. Die Familie hat einen langen Atem. Gegründet wurde das Unternehme­n von einem Mönch, der 718 vom nahen Berg Hakusan ins Tal herabstieg. Dort sah er, dass dieser Ort gut war. Das lag an einer heißen Quelle, in der sich die Gäste noch heute gern entspannen. 1302 Jahre ist das nun her. Das Hoshi Ryokan ist nicht nur das älteste Unternehme­n der Welt: Es ist auch das älteste Familienun­ternehmen. Der Chef heißt Zengoro Hoshu. Er ist 81 Jahre alt. Er ist der 46. Zengoro seiner Familie. Zengoro ist also Vorname und Adelstitel zugleich. So wie bei der Brauerfami­lie Sigl in Obertrum.

Hier ist mit Josef VIII. schon seit ein paar Jahren ein neuer Chef am Trumer-Ruder.

Josef VII. wollte den Weg frei machen, um frischen Wind zu erlauben. Dabei galt bereits Josef VII. als Erneuerer und Querdenker. Er hat den Biermarkt – auch den internatio­nalen – geprägt wie kaum ein anderer. Der siebte Sigl erfand nicht nur die Glaskultur. Er ließ in seiner Creativ-Brauerei schon Craft-Biere brauen, als die heutigen Stars dieser ziemlich schlecht rasierten Szene noch mit ihrer rosa Strampelho­se der Blasmusik hinterherl­iefen. Dafür hat Josef VIII. schon ein neues Ufer erreicht. Er gilt in klimapolit­ischen Fragen als Vorreiter.

Warum er so locker wirkt? „Kein Sigl war wie der andere“, antwortet der achte Sigl. „Das lässt auch mir viel Freiraum.“Von dem Satz, dass das immer schon so gemacht worden sei, halten beide Sigls nicht das Geringste. Sie meinen: „Von der Tradition haben wir uns nie Druck auferlegen lassen. Die einzige Tradition, der wir folgen, das ist die Toleranz gegenüber Andersdenk­enden und die Hoffnung, von diesen etwas lernen zu dürfen.“

Diese Einstellun­g führt uns schnurstra­cks zu den Benediktin­ern des Stifts St. Peter. Die besitzen immerhin den ältesten Gasthof Europas. Erstmals wurde er 803 erwähnt. Bis in die 1930er-Jahre servierten und kassierten hier die Mönche noch selbst. Als man damals die Rechnung verlangte, pflegte man das folgenderm­aßen zu tun: „Herr Ober, bitte beichten!“

Der Stiftskell­er heißt heute Stiftskuli­narium, wahrschein­lich wohlwissen­d, dass der Benediktin­ermönch seit jeher für höchste Qualität von Speis und Trank stand. Der Aufklärer Ignaz von Born beschrieb diesen Typ Mönch so: „Er ist allgefräßi­g, fastet selten, hat um vier Uhr nachmittag­s schon wieder Durst und wird alsdann zum Suff (ad haustum) gerufen.“

Das dürfte also ein Erfolgsrez­ept sein. Denn die Benediktin­er gibt es schon seit 529. Wir wollen uns ein Beispiel an ihnen nehmen.

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