Es gibt viele Ziele. Die wenigsten stehen im Weg
Was wir von Mönchen, familiärem Zusammenhalt und vor allem von gut geführten Gasthäusern und Brauereien lernen können.
Von wegen Gastrosterben. Wenn man es richtig macht, dann läuft der Laden wie von allein. So wie beim Hoshi Ryokan. Das ist ein feines japanisches Hotel-Restaurant in Awazu Onsen auf der Hauptinsel Honshu. Die Familie hat einen langen Atem. Gegründet wurde das Unternehmen von einem Mönch, der 718 vom nahen Berg Hakusan ins Tal herabstieg. Dort sah er, dass dieser Ort gut war. Das lag an einer heißen Quelle, in der sich die Gäste noch heute gern entspannen. 1302 Jahre ist das nun her. Das Hoshi Ryokan ist nicht nur das älteste Unternehmen der Welt: Es ist auch das älteste Familienunternehmen. Der Chef heißt Zengoro Hoshu. Er ist 81 Jahre alt. Er ist der 46. Zengoro seiner Familie. Zengoro ist also Vorname und Adelstitel zugleich. So wie bei der Brauerfamilie Sigl in Obertrum.
Hier ist mit Josef VIII. schon seit ein paar Jahren ein neuer Chef am Trumer-Ruder.
Josef VII. wollte den Weg frei machen, um frischen Wind zu erlauben. Dabei galt bereits Josef VII. als Erneuerer und Querdenker. Er hat den Biermarkt – auch den internationalen – geprägt wie kaum ein anderer. Der siebte Sigl erfand nicht nur die Glaskultur. Er ließ in seiner Creativ-Brauerei schon Craft-Biere brauen, als die heutigen Stars dieser ziemlich schlecht rasierten Szene noch mit ihrer rosa Strampelhose der Blasmusik hinterherliefen. Dafür hat Josef VIII. schon ein neues Ufer erreicht. Er gilt in klimapolitischen Fragen als Vorreiter.
Warum er so locker wirkt? „Kein Sigl war wie der andere“, antwortet der achte Sigl. „Das lässt auch mir viel Freiraum.“Von dem Satz, dass das immer schon so gemacht worden sei, halten beide Sigls nicht das Geringste. Sie meinen: „Von der Tradition haben wir uns nie Druck auferlegen lassen. Die einzige Tradition, der wir folgen, das ist die Toleranz gegenüber Andersdenkenden und die Hoffnung, von diesen etwas lernen zu dürfen.“
Diese Einstellung führt uns schnurstracks zu den Benediktinern des Stifts St. Peter. Die besitzen immerhin den ältesten Gasthof Europas. Erstmals wurde er 803 erwähnt. Bis in die 1930er-Jahre servierten und kassierten hier die Mönche noch selbst. Als man damals die Rechnung verlangte, pflegte man das folgendermaßen zu tun: „Herr Ober, bitte beichten!“
Der Stiftskeller heißt heute Stiftskulinarium, wahrscheinlich wohlwissend, dass der Benediktinermönch seit jeher für höchste Qualität von Speis und Trank stand. Der Aufklärer Ignaz von Born beschrieb diesen Typ Mönch so: „Er ist allgefräßig, fastet selten, hat um vier Uhr nachmittags schon wieder Durst und wird alsdann zum Suff (ad haustum) gerufen.“
Das dürfte also ein Erfolgsrezept sein. Denn die Benediktiner gibt es schon seit 529. Wir wollen uns ein Beispiel an ihnen nehmen.