Reisende bringen vermehrt das Virus mit
Für immer mehr Coronafälle sind Rückkehrer aus den Balkanstaaten verantwortlich. Wird Kroatien zum Hochrisikogebiet?
WIEN, LINZ. Auch das Virus begibt sich auf Reisen. Seit der Aufhebung der Reisebeschränkungen nimmt die Zahl der Personen, die das Virus zurück nach Österreich bringen, beständig zu. Vor allem, wenn die Reisenden aus Balkanstaaten kommen. Und damit ist inzwischen auch Kroatien gemeint. Ein Beispiel dafür ist das Bundesland Oberösterreich. So gibt es im Land ob der Enns derzeit gleich 29 Menschen, deren Infektionen mit Kroatien, hauptsächlich mit der Küstenstadt Makarska, in Verbindung steht. Besonders Personen, die in der „Makarana Bar“waren, in der positiv getestete Mitarbeiter beschäftigt waren, sollten auf ihren Gesundheitszustand achten, heißt es beim Land Oberösterreich. In Tirol gibt es zahlreiche Fälle, die ihren Ursprung in Split nahmen.
Während Reisende aus Kroatien ohne weitere Kontrollen nach Österreich einreisen dürfen, müssen Personen, die aus den restlichen Balkanstaaten kommen, einen negativen Coronatest vorweisen. Aber anscheinend gibt es auch viele, die dies umgehen wollen und dafür auch längere Umwege in Kauf nehmen. Österreich führt daher auch an der österreichisch-italienischen Brennergrenze verstärkte Kontrollen durch. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu, dass „teilweise bis zu 50 Prozent der registrierten Neuinfektionen in Österreich“der vergangenen Wochen auf „Reiserückkehrer aus Risikoländern auf dem Balkan zurückzuführen“seien. Italien hat jedenfalls angesichts der steigenden Infektionszahlen für Reisende aus Kroatien inzwischen einen verpflichtenden Coronatest vorgeschrieben. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu, dass die „Lage in Kroatien, aber auch in anderen Ländern“ständig beobachtet werde. Der Tiroler LH Günther Platter (ÖVP) hält eine Reisewarnung der höchsten Stufe für Kroatien jedenfalls für gerechtfertigt. Eine solche sei „aufgrund der derzeitigen Informationen diskutierenswert“, sagte Platter. Er gehe davon aus, dass „die Bundesregierung reagieren“und sich „aufgrund der Aktualität mit dem Thema auseinandersetzen“wird, so Platter. In Österreich wurden am Donnerstag jedenfalls 155 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Dass die Maßnahmen gegen die Coronapandemie ernst zu nehmen sind, musste am Donnerstag eine Frau am Landesgericht Innsbruck erfahren. Eine Deutsche, die in der Gemeinde Schwaz wohnt und Covid-positiv war, ging trotz Quarantäne einkaufen und fuhr mit dem Taxi ins Spital, nachdem sie sich an der Hand verletzt hatte. Das Urteil: 10.800 Euro Geldstrafe.
Auch in Bayern läuft es im Kampf gegen das Coronavirus nicht rund. 900 Urlauber, die nach ihrer Rückkehr positiv getestet worden waren, wurden nicht über die Ergebnisse der Untersuchung informiert. Wie viele der positiv getesteten Urlauber aus Bayern kommen und wie viele aus dem übrigen Bundesgebiet, ist unbekannt. Gründe für die Verzögerungen sind nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vor allem die unerwartet hohe Nachfrage und Probleme bei der händischen Übertragung von Daten – die handschriftlich ausgefüllten Formulare sind häufig schwer zu lesen.