Kreuzfahrtschiffe legen nicht mehr in Venedig an
Reedereien wählten Triest als Starthafen für Adria-Reisen. Venezianisches Bürgerkomitee zeigt sich erfreut – im Gegensatz zu den Hafenarbeitern.
Ab Samstag können Kreuzfahrtschiffe wieder in Italien verkehren. Nach fast sechsmonatiger Pause infolge der CoronavirusPandemie hat die italienische Regierung den Reedereien grünes Licht für den Neustart des Kreuzfahrttourismus gegeben. Die Lagunenstadt Venedig werden jedoch im gesamten Jahr 2020 keine Luxusliner mehr anlaufen.
Die Reedereien Costa Crociere und MSC entschlossen sich für Triest statt Venedig als Starthafen für Kreuzfahrten in der Adria. Das erste Costa-Kreuzfahrtschiff, die „Costa Deliziosa“, startet am 6. September von Triest in Richtung Griechenland. Andere Kreuzfahrtgesellschaften wie Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line, deren Schiffe vom Hafen Venedig abfuhren, planen erst 2021 einen Neustart ihrer Reisen von der Lagunenstadt.
Das Bürgerkomitee „No grandi navi“(„Keine großen Schiffe“), das sich seit Jahren für einen Bann von Kreuzfahrtschiffen in Venedig einsetzt, plant am Freitag ein Treffen vor der Insel San Giorgio. Aktivisten wollen sich um 18 Uhr versammeln, um die Befreiung von den „Monsterschiffen“zu feiern. „Endlich ist Venedig von den Kreuzfahrtschiffen befreit. Bis Ende des Jahres wird kein einziges Kreuzfahrtschiff in der Lagune verkehren“, sagte ein Sprecher des Komitees laut der lokalen Tageszeitung „Il Gazzettino“. Das Resultat ist der CoronavirusPandemie „zu verdanken“. Weder nach dem Kreuzfahrtunglück der „Costa Concordia“vor der toskanischen Insel Giglio 2012 mit 32 Todesopfern noch nach Unfällen mit Schiffen in Venedig in den vergangenen Jahren war es „No grandi navi“gelungen, die Luxusliner aus der Lagunenstadt zu verbannen.
Hafenmitarbeiter sehen die Lage aber anders: Sie befürchten massive Jobkürzungen. Gewerkschaften bezeichneten das Treffen des Komitees am Freitag als „makabre Veranstaltung“. „Der Stopp der Kreuzfahrtindustrie ist ein wirtschaftlicher Schaden, den sich Venedig in dieser Krisenphase nicht leisten kann. Wir müssen neue Lösungen finden, damit Venedig als einmalige Lagunenstadt geschützt werden, der Kreuzfahrttourismus jedoch neu starten kann“, sagte Pier Paolo Baretta, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.
Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro zeigte sich solidarisch. „Ich stehe an der Seite der Hafengemeinschaft. Wir müssen die Jobs retten, die 5000 Familien ernähren“, sagte er. Er will Druck auf die Regierung ausüben, damit die Kreuzfahrtindustrie in Venedig wieder starten kann.