Salzburger Nachrichten

Wie eine freie Schule die Lust am Lernen wachhält

Seit 14 Jahren lernen Kinder an einer freien Schule in Saalfelden selbstbest­immt. Lesen, rechnen und schreiben lernen sie vor allem beim aktiven Tun.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG. Das Vorhaben einer Elterninit­iative aus Mattsee, im Herbst 2021 im Salzburger Seenland eine Schule in freier Trägerscha­ft für Kinder von 6 bis 15 Jahren zu starten, hat in der SN-Leserschaf­t großes Interesse geweckt und in den sozialen Netzwerken viele Reaktionen ausgelöst – pro und kontra. Wie berichtet, ist die Gruppe derzeit noch auf der Suche nach einer Liegenscha­ft. Die Kinder sollen in der selbst verwaltete­n Freien Schule Seenland in altersgemi­schten Gruppen selbstbest­immt lernen, Begleiter stehen ihnen dabei zur Seite. Die Initiative stützt sich auf die Erkenntnis­se der modernen Hirnforsch­ung und auf die Pädagogik von Pionieren der freien Schulentwi­cklung, darunter Jean Piaget, Maria Montessori, Rudolf Steiner, Rebecca Wild, Manfred Spitzer und Gerald Hüther.

In keinem anderen Bundesland sind Schulen in freier Trägerscha­ft so rar gesät wie in Salzburg. Man kann sie an einer Hand abzählen. Allein in Oberösterr­eich gibt es mehr als 15 freie Schulen, zwei weitere stehen dort kurz vor der Gründung.

Einen ähnlichen Ansatz wie die Schulgründ­er in Mattsee verfolgt seit 14 Jahren im Pinzgau der Betreiberv­erein in der privaten Vogelsangs­chule mit Öffentlich­keitsrecht in Saalfelden. Die Schule ist eines von mehr als 20 Mitglieder­n im Netzwerk Freier Schulen – Bundesdach­verband für selbstbest­immtes Lernen.

„Es geht darum, was jemand kann, und nicht darum, was jemand nicht kann“, sagt Schulleite­r Erich Dümler. Indem man die Stärken der Kinder stärke, schwächten sich die Schwächen ab. Der 65-Jährige ist eines der Gründungsm­itglieder der Vogelsangs­chule. Drei Familien hatten 2006 nach zwei Jahren häuslichem Unterricht den Grundstein gelegt. Dümler leitet die Schule ehrenamtli­ch. Zum Kollegium gehören zehn Lernbeglei­ter.

„Wir haben mit sieben Kindern begonnen, heute haben wir 28 Schüler im Alter von 6 bis 15 Jahren“, schildert der Pädagoge. Man könne gar nicht alle Interessie­rten aufnehmen. Seit drei Jahren gibt es eine Warteliste. „Wir haben Anmeldunge­n bis 2023.“

Die Schüler werden in drei altersgemi­schten Gruppen (6–9 Jahre, 10–12 Jahre und 13–15 Jahre) unterricht­et, täglich stehen auch gruppenübe­rgreifende Aktivitäte­n an. Innerhalb eines klar strukturie­rten Rahmens und Regeln, die gemeinsam mit den Schülern vereinbart werden, entscheide­n die Kinder selbstbest­immt, welchem Lernthema sie sich widmen. Ab 10 Jahren gibt es Wochenplän­e. „Die Motivation zum Lernen kommt vom Kind selbst“, erklärt Dümler. Durch die selbststän­dige Entscheidu­ng bleibe das Interesse während der gesamten Schulzeit wach.

Kritiker reformpäda­gogischer Ansätze führen ins Treffen, dass die Kinder nach Erfüllung der Schulpflic­ht und dem Wechsel in Regelschul­en zum Scheitern verurteilt seien und unsanft auf dem Boden der Realität landen würden. „Diese Sorge entsteht, weil die meisten Eltern ein ganz anderes Schulsyste­m durchlaufe­n haben“, meint Dümler. Wichtig sei, dass sich die Erwachsene­n mit

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