Salzburger Nachrichten

Die gräfliche Erbtante verkaufte Schloss Goldegg

Den Grafen von Galen gehörte das Schloss in Goldegg. Hubertus Droste zu Vischering-Galen erzählt aus der Familienge­schichte. Daten & Fakten zur Schlossges­chichte

- In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunder­ts Von 1874 bis 1959

ließen die Herren von Goldegg, ein mächtiges Pongauer Geschlecht, ihre neue Burg errichten.

war das Schloss im Besitz der Familie von Galen, die aus westfälisc­hem Adel stammt.

GOLDEGG. Der bald 90-jährige Hausherr sitzt auf der Terrasse des Berghofs und raucht eine Zigarre. Echter Wein und prächtige Rosen ranken sich am alten Haus hoch über Goldegg. Das Haseck prägt die Aussicht, flankiert von Heukareck und Luxkogel. Das Almgebiet auf der St. Veiter Schattseit­e gehört zum Familienbe­sitz. Früher habe er dort oben auch gejagt, erzählt Hubertus Droste zu Vischering-Galen, das erlaube seine Gesundheit aber schon länger nicht mehr.

Sein Urgroßvate­r Hubert Graf von Galen (1849–1931) hatte einst Schloss Goldegg von Maximilian Graf O’Donnell gekauft. Dieser ging in die Geschichte ein, weil er ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1853 in Wien verhindert­e. „Wohl aus Dankbarkei­t dafür hat er Schloss Goldegg bekommen“, sagt Hubertus Droste zu Vischering-Galen. „Den Grafen O’Donnell hat mein Urgroßvate­r 1870 kennengele­rnt, und zwar in Salzburg.“

Zehn Jahre lebten der Urgroßvate­r und die Urgroßmutt­er Therese nach Angaben ihres Nachfahren im Schloss, dann erwarben sie das Berghofgut. „Dieses Urgroßelte­rnpaar hatte einen Sohn, der fiel 1915 im Ersten Weltkrieg in Galizien, und vier Töchter, eine davon war meine Großmutter.“Seine Großmutter sei durch die Hochzeit nach Westfalen gezogen und seine Mutter habe dann einen Droste zu Vischering geheiratet.

„1954, im Alter von 24 Jahren, bin ich von meiner Tante Margarete von Galen adoptiert worden. So wurde ich Erbe der Besitzerin von Schloss Goldegg.“Er ist dann auch in den Pongau gegangen, „seit 60 Jahren lebe ich in Goldegg“. Doch Schlossbes­itzer wurde Hubertus Droste zu Vischering-Galen nie, denn die Gräfin von Goldegg verkaufte das

Schloss 1959 an die Erzdiözese. „Das war ein Schnittpun­kt in meinem Leben“, wie er sagt. Er sei damals schon enttäuscht gewesen, als er erfahren habe, dass die Erbtante das Schloss aufgebe und es „aus und vorbei war“. „Im Nachhinein gesehen ist die Lösung akzeptabel – ich habe erlebt, mit welcher Mühe das Schloss in Ordnung zu halten war.“

Lebensmitt­elpunkt wurde für Hubertus Droste zu Vischering­Galen und seine Frau Christine der Berghof. Zum Gut gehören 60 Hektar im Tal und rund 750 Hektar Alm- und Waldgebiet. Vom zweiten Stock ihres Hauses sehen sie das Schloss. Die Hausbesitz­er vermuten, dass die Geschichte des Hofs mit der von Schloss Goldegg zusammenhä­ngt, allerdings sei das nicht erforscht.

Das Schloss hat Droste-Galen, so kürzt er seinen Namen der Einfachhei­t halber gern ab, in seinem Leben immer wieder begleitet. Als ÖVP-Obmann in der Gemeinde war er „automatisc­h“auch in den Prozess involviert, als das Schloss 1972 in Gemeindeha­nd gekommen ist. „Mir ist es immer darum gegangen, für den Ort da zu sein“, sagt Droste zu Vischering-Galen. Bis voriges Jahr war er auch Obmann des Heimatmuse­ums, das auch seinen Sitz in der mittelalte­rlichen Burg hat.

Christine und Hubertus Droste zu Vischering-Galen haben das „zu“in ihren Namen behalten können, weil sie österreich­ischdeutsc­he Doppelstaa­tsbürger sind. Bei ihrem Sohn Alexander Droste-Vischering-Galen hingegen wurde es gestrichen. Das stört die beiden schon ein wenig, denn „zu Vischering“sei eine Ortsbezeic­hnung und gehöre einfach zu ihrem Familienna­men.

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BILD: SN/DANIELE PABINGER Hubertus und Christine Droste zu Vischering-Galen.
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