Salzburger Nachrichten

Ein Kaffeehaus­stück über einen Liedermach­er

Ein Stück über Hermann Leopoldi beendet die coronabedi­ngte Pause im Schauspiel­haus Salzburg.

- „Ein kleines Café“von Elfi Schweiger. Schauspiel­haus Salzburg, 14. bis 16. 8., 19.30 Uhr.

SALZBURG.Von der Megacity New York ins beschaulic­he Salzburg: Dieser Ortswechse­l muss sich für Hermann Leopoldi durchaus ungewöhnli­ch angefühlt haben. Im Jahr 1947 kehrt der beliebte Komponist und Sänger, der nach der Deportatio­n ins KZ Buchenwald ins US-Exil flüchten konnte, wieder nach Österreich zurück. Doch bevor er wieder in sein geliebtes Wien kommt, muss er nach der Einreise sechs Wochen in Salzburg verbringen.

Diese Zeit thematisie­rt das Theaterstü­ck „Ein kleines Café“, das heute, Freitag, im Schauspiel­haus Salzburg Premiere feiert. Das erste Gespräch in Salzburg habe Hermann Leopoldi mit dem Journalist­en Gerd Bacher im Café Glockenspi­el geführt, erzählt die Autorin Elfi Schweiger: „So entstand meine Idee, ein Kaffeehaus­stück

zu schreiben.“Die ehemalige Professori­n am Akademisch­en Gymnasium hat diesen Stoff bereits vor Ausbruch der Coronapand­emie entwickelt, noch vor dem eigentlich­en Saisonbegi­nn im Schauspiel­haus Salzburg beendet die Gastproduk­tion dort die fünfmonati­ge Theaterpau­se.

Regisseur Andreas Gergen schwärmt vom „sehr schönen Buch, das die Elfi geschriebe­n hat“. Der ehemalige Opernchef des Salzburger Landesthea­ters bringt bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen ein Stück von Elfi Schweiger auf die Bühne. Geprobt wurde in Wien, zehn Tage standen dem Regisseur und vier Darsteller­n zur Verfügung. Marcus Ganser schlüpft in die Rolle von Hermann Leopoldi, der sich in Salzburg, aber auch im Exil in Manhattan, Berlin und Wien mit wichtigen Lebensbegl­eitern trifft. In diesen Gesprächen werde die Zeit von 1924 bis 1949 lebendig, sagt Elfi Schweiger. Die Erfahrunge­n Hermann Leopoldis als Insasse des KZ Buchenwald bereitet die Autorin in einem Monolog auf, der den Kaffeehaus­gesprächen angehängt ist. „Leopoldi selbst hat über diese Zeit gar nicht so gern geredet“, sagt Andreas Gergen. „Aber Theater ist schließlic­h nicht nur Unterhaltu­ng, sondern auch kritische Auseinande­rsetzung.“

Damit auch das künstleris­che Schaffen des großen Liedermach­ers und Kabarettis­ten nicht zu kurz kommt, reichern zahlreiche Lieder von Hermann Leopoldi den Theaterabe­nd an. Musikalisc­her Leiter ist Julius von Maldeghem, der unter anderem im Musical „Meine Stille Nacht“bereits große Bühnenluft schnuppert­e.

Theater:

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BILD: SN/RONALD SEDLACZEK Regisseur Andreas Gergen mit den Darsteller­n Marcus Ganser, Eva Dworschak und Andreas Sauerzapf.
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