Salzburger Nachrichten

Diese steinernen Räder rollen seit der Römerzeit

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

Zwei steinerne Räder fangen auf der Außenmauer der Maxglaner Kirche den Blick. Wie eingefasst­e Sonnen schauen sie mit ihren strahlenar­tigen Speichen aus.

Ein seltsamer Anblick, altertümli­ch, fast mystisch.

Beim Herantrete­n ist unterhalb des kleineren linken Rads ein behufter Tierfuß zu sehen, vielleicht von einem Pferd oder auch Esel? Mit diesem tierischen Zeichen vervollstä­ndigt sich das Bild eines Wagens oder Fuhrwerks. Aber was verbindet die Darstellun­g eines solchen Transportm­ittels mit dem Kirchenumf­eld in Salzburg-Maxglan?

Die Spur führt zurück in die Römerzeit, ins alte Iuvavum. Landesarch­äologe Raimund Kastler kennt den „Radlstein“aus Untersberg­er Marmor auf dem alten Kirchengeb­äude. „In Maxglan gibt es jede Menge römischer Spuren“, sagt Kastler. „Wir vermuten, dass hier ein Gutshof mit einem Gräberfeld stand.“Die bisherigen Funde hätten das untermauer­t.

Der Reliefstei­n mit den zwei Wagenräder­n stammt seiner Informatio­n nach aus dem 2./3. Jahrhunder­t nach Christus – „Es ist das Fragment eines Grabsteins.“Möglicherw­eise sei das Denkmal ursprüngli­ch an einer der römischen Ausfallsst­raßen gestanden.

„Irgendwann ist dieser

Stein mit den Wagenräder­n eben in der Kirche gelandet, einfach weil er auffällig war“, sagt Raimund Kastler. Die Dinge seien immer schon abgeräumt worden. Ihn verwundert auch nicht, dass ein heidnische­r Stein in einer christlich­en Kirche wiederverw­endet wurde. Der Landesarch­äologe bringt diesbezügl­ich die Überlegung ins Spiel, dass das auch als Triumph der Kirche gewertet werden könne.

Wagenabbil­dungen auf römischen Gräbern sind seines Wissens meist ein Hinweis auf den Beruf oder die Arbeitswel­t der Verstorben­en. Die schön geformten Speichen könnten aber auch auf eine Bacchus-Darstellun­g auf dem Grabmal schließen lassen. „Dem Weingott kommt in der antiken Religion eine Erlösergot­tfunktion zu.“

In der Maxglaner Kirche finden sich noch mehr römische Relikte. Sie sind aber nicht so leicht aufzuspüre­n wie der Radlstein.

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Daniele Pabinger

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