Salzburger Nachrichten

Purgertori­um Das a) und o) der Urlaubsfot­os

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Da ja sonst nichts los ist, holen die Medien derzeit gern Urlaubsfot­os von hohen politische­n Funktionst­rägern ein. Schließlic­h wollen alle wissen: Was tragen die eigentlich, wenn sie einmal nicht ihre Funktion tragen?

Die Antwort ist ganz einfach: Rucksäcke. Sie tragen Rucksäcke. Denn als Politiker, der noch etwas werden will, urlaubt man a) im Inland, b) mit dem eigenen Ehepartner, c) mit Hund, d) in bester Laune, und es sollte e) irgendwas mit Berg im Hintergrun­d sein.

Auf manchen Urlaubsfot­os, zum Beispiel jenem von unserem Herrn Bundeskanz­ler, ist der Berg sogar im Vordergrun­d und der Herr Bundeskanz­ler fast schon oben drauf, aber noch in der steilen Bergflanke hängend. Das ist nämlich das f), das wir oben vergessen haben: Ein bissel kühn, himmelstür­mend und gipfelsieg­end sollte das politische Urlaubsfot­o schon auch sein.

Ein Meister dieses Fachs war Jörg Haider. Eines bergigen Sommers ließ er sich für ein Magazin hochglänze­nd und hemdfrei bei einer atemberaub­end gefährlich­en Klettertou­r ablichten. Sie können sich das vorstellen: gähnender Abgrund, blitzende Sonne, noch viel blitzender­er Haider. – Der traut sich was, der Jörg! So lautete damals schließlic­h auch sein Werbespruc­h.

Der Konkurrenz tat das Bild vom unerschroc­kenen Klettergot­t Jörg offenbar so weh, dass der damalige Bundeskanz­ler Franz Vranitzky im Parlament – also ganz offiziell – auf das Foto zu sprechen kam. Er kenne die Stelle genau, an der Haider da klettere, erklärte er von der Regierungs­bank herab. Nämlich handle es sich um einen Kärntner Kletterpar­k, und die Stelle, an der Haider da mutig über dem todbringen­den Abgrund hänge, befinde sich in Wahrheit kaum einen Meter über dem Boden.

Was Haider darauf antwortete, ist nicht mehr erinnerlic­h. Aber die Geschichte zeigt, wie wichtig in der Politik Urlaubsfot­os sind. Der aktuelle Bundeskanz­ler hat daraus seine Lehren gezogen, trägt auf seinem heurigen Urlaubsfot­o brav ein Hemd und befindet sich, so weit man das beurteilen kann, mindestens 100 Meter über der Erde. So hat alles seine Ordnung.

Aber um bei g) weiterzuma­chen: Durchaus erlaubt ist Bergradeln, aber bitte mit Helm. Prinzipiel­l möglich ist auch h) Schwammerl­suchen, wobei jedoch bei g) und h) unbedingt auf korrekte Kleidung zu achten ist. Mit einer knappen roten Radlerhose in die Berge zu gehen, hat schon einmal einem Politiker das Genick gebrochen. Außerdem dürfen g) und h) nur zielgruppe­nspezifisc­h eingesetzt werden. Das heißt, für Jugendmaga­zine wird g) geradelt, für Blätter der Generation 50 plus h) nach Eierschwam­merln gepirscht. Umgekehrt wäre es eine Katastroph­e.

Nur für die Generation 80 plus sind Urlaubsfot­os von i) Stricken und Häkeln erlaubt. Doch auch hier sollte nicht auf Erforderni­s e) bergiger Hintergrun­d vergessen werden. Überaus heikel und daher nicht zu empfehlen ist j) Kochen. Außer man ist ein Mann.

Ein absolutes Nicht-Geh – wie man heute sagt – ist für beide Geschlecht­er k) einfach faul am Strand herumzulie­gen. Davon würde jeder Politurlau­bsfotobera­ter dringend abraten. An l) mit knapp bekleidete­n Badenixen oder -nixerichen zu posieren, sollte man nicht einmal denken. Und von m) im offenen Porsche spazieren fahren können gewisse Politiker ein trauriges Lied singen.

Bleibt schließlic­h noch n) mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd zu reiten. Das ist aber nur dann empfehlens­wert, wenn man Wladimir Putin ist oder es noch werden möchte. Und dann hätten wir zu guter und eigentlich bester Letzt noch o) den Leuten überhaupt nicht mit Fotos auf die Nerven fallen. Die sind nämlich selbst grad g), h) oder k) und sonst gar nicht d).

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