Purgertorium Das a) und o) der Urlaubsfotos
Da ja sonst nichts los ist, holen die Medien derzeit gern Urlaubsfotos von hohen politischen Funktionsträgern ein. Schließlich wollen alle wissen: Was tragen die eigentlich, wenn sie einmal nicht ihre Funktion tragen?
Die Antwort ist ganz einfach: Rucksäcke. Sie tragen Rucksäcke. Denn als Politiker, der noch etwas werden will, urlaubt man a) im Inland, b) mit dem eigenen Ehepartner, c) mit Hund, d) in bester Laune, und es sollte e) irgendwas mit Berg im Hintergrund sein.
Auf manchen Urlaubsfotos, zum Beispiel jenem von unserem Herrn Bundeskanzler, ist der Berg sogar im Vordergrund und der Herr Bundeskanzler fast schon oben drauf, aber noch in der steilen Bergflanke hängend. Das ist nämlich das f), das wir oben vergessen haben: Ein bissel kühn, himmelstürmend und gipfelsiegend sollte das politische Urlaubsfoto schon auch sein.
Ein Meister dieses Fachs war Jörg Haider. Eines bergigen Sommers ließ er sich für ein Magazin hochglänzend und hemdfrei bei einer atemberaubend gefährlichen Klettertour ablichten. Sie können sich das vorstellen: gähnender Abgrund, blitzende Sonne, noch viel blitzenderer Haider. – Der traut sich was, der Jörg! So lautete damals schließlich auch sein Werbespruch.
Der Konkurrenz tat das Bild vom unerschrockenen Klettergott Jörg offenbar so weh, dass der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky im Parlament – also ganz offiziell – auf das Foto zu sprechen kam. Er kenne die Stelle genau, an der Haider da klettere, erklärte er von der Regierungsbank herab. Nämlich handle es sich um einen Kärntner Kletterpark, und die Stelle, an der Haider da mutig über dem todbringenden Abgrund hänge, befinde sich in Wahrheit kaum einen Meter über dem Boden.
Was Haider darauf antwortete, ist nicht mehr erinnerlich. Aber die Geschichte zeigt, wie wichtig in der Politik Urlaubsfotos sind. Der aktuelle Bundeskanzler hat daraus seine Lehren gezogen, trägt auf seinem heurigen Urlaubsfoto brav ein Hemd und befindet sich, so weit man das beurteilen kann, mindestens 100 Meter über der Erde. So hat alles seine Ordnung.
Aber um bei g) weiterzumachen: Durchaus erlaubt ist Bergradeln, aber bitte mit Helm. Prinzipiell möglich ist auch h) Schwammerlsuchen, wobei jedoch bei g) und h) unbedingt auf korrekte Kleidung zu achten ist. Mit einer knappen roten Radlerhose in die Berge zu gehen, hat schon einmal einem Politiker das Genick gebrochen. Außerdem dürfen g) und h) nur zielgruppenspezifisch eingesetzt werden. Das heißt, für Jugendmagazine wird g) geradelt, für Blätter der Generation 50 plus h) nach Eierschwammerln gepirscht. Umgekehrt wäre es eine Katastrophe.
Nur für die Generation 80 plus sind Urlaubsfotos von i) Stricken und Häkeln erlaubt. Doch auch hier sollte nicht auf Erfordernis e) bergiger Hintergrund vergessen werden. Überaus heikel und daher nicht zu empfehlen ist j) Kochen. Außer man ist ein Mann.
Ein absolutes Nicht-Geh – wie man heute sagt – ist für beide Geschlechter k) einfach faul am Strand herumzuliegen. Davon würde jeder Politurlaubsfotoberater dringend abraten. An l) mit knapp bekleideten Badenixen oder -nixerichen zu posieren, sollte man nicht einmal denken. Und von m) im offenen Porsche spazieren fahren können gewisse Politiker ein trauriges Lied singen.
Bleibt schließlich noch n) mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd zu reiten. Das ist aber nur dann empfehlenswert, wenn man Wladimir Putin ist oder es noch werden möchte. Und dann hätten wir zu guter und eigentlich bester Letzt noch o) den Leuten überhaupt nicht mit Fotos auf die Nerven fallen. Die sind nämlich selbst grad g), h) oder k) und sonst gar nicht d).