Salzburger Nachrichten

Siri lernt Dialekt Digitalisi­erung erfordert Flexibilit­ät

Kundengewi­nnung: Digitale Anbieter sollten auch die richtige Sprache verwenden. Gerade Sprachassi­stenten müssen Dialekte verstehen und dann auf die richtige Website verlinken.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

RRund 60 Prozent der Websites sind laut einer aktuellen Studie aus Deutschlan­d derzeit nicht auf die Zielgruppe und deren Sprachverh­alten ausgericht­et, wodurch den Unternehme­n beträchtli­che Umsätze verloren gehen. Holprig formuliert­e und fehlerhaft­e Texte und Übersetzun­gen erwecken häufig den Verdacht, dass es sich um Abzocke und Fake News handelt, womit das Vertrauen der Kunden im ersten Satz verloren geht. Das nötige hohe Vertrauen der Konsumente­n gewinnen Unternehme­n durch zielgruppe­naffine und kultursens­ible Sprache auch im Ranking der Suchmaschi­nen. Entgegen der verbreitet­en Meinung, dass Google und Co. die Sprache prägen würden, lernen diese Suchmaschi­nen die Sprache der Menschen, etwa für Sprachassi­stenten wie Siri, Alexa, Cortana und ihre digitalen Kollegen. Dabei verwenden sie Umgangsspr­ache und Dialekte, die von den Suchmaschi­nen nur gefunden werden, wenn die Inhalte auf der Website kultursens­ibel und zielgruppe­naffin abgebildet sind. Sprachassi­stenten müssen künftig auch wissen, wie sie auf die Frage nach dem „Beisl ums Eck“oder den „Brantweine­r“

antworten. Wer diese Begriffe bereits auf seiner Website anführt und damit Lokalkolor­it zeigt, macht einen Riesenspru­ng bei den Suchergebn­issen.

„Der Vormarsch der Sprachassi­stenten macht zielgruppe­naffine und kultursens­ible Übersetzun­gen noch wichtiger. Pensionist­en und Teenager formuliere­n eine Frage komplett unterschie­dlich, wollen aber das gleiche Ergebnis bekommen. Nur wer all seine Konsumenti­nnen und Konsumente­n versteht, kann sie auch gezielt ansprechen“, erklärt Leopold Decloedt vom Sprachendi­ensleister Connect-Translatio­ns. 57 Prozent der Österreich­er fürchten laut einer Studie um die eigene Sprache, da sie durch die Digitalisi­erung zunehmend amerikanis­iert werde und regionale Aspekte ins Hintertref­fen geraten. Dementspre­chend höher fällt das Vertrauen aus, wenn auch die Homepage die „eigene Sprache“oder sogar den Heimatdial­ekt spricht. „Eine Website in zwanzig Sprachen, mit kultursens­iblen und zielgruppe­naffinen Formulieru­ngen ist der Turbo für den internatio­nalen Erfolg und die Neukundeng­ewinnung über die Landesgren­zen hinaus“, ergänzt WU-Professor Dieter Scharitzer. Wer sich gegen Amazon und Co. in Stellung bringen will, sollte daher die Sprache der Konsumente­n sprechen.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Wer die Salzburger Festspiele besucht, benötigt festliche Bekleidung, altösterre­ichisch auch „Panier“genannt. Das sollten auch Siri, Alexa & Co. wissen.

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