Salzburger Nachrichten

Wie ticken Trumps Wähler?

Eine Filmerin versucht in der Doku „This Land Is My Land“, ihr Herkunftsl­and zu verstehen.

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Nein, es ist nicht lustig, diesen Film zu sehen. In „This Land Is My Land“fährt die in Amerika geborene, in Österreich lebende Regisseuri­n Susanne Brandstätt­er durch den „Swing State“Ohio und befragt Menschen, die Trump gewählt haben, zu ihren Motiven. Es sind vor allem untypische Wählerinne­n und Wähler, eingetrage­ne Demokraten, Leute mit einem künstleris­ch-liberalen Hintergrun­d, Unternehme­r, allesamt sympathisc­he Menschen, die, auf ihre Wahlentsch­eidung angesproch­en, aber schnell defensiv werden.

Früh im Film stellt Brandstätt­er aus dem Off fest: Wenn sie diese Gespräche führen will, zu denen sie immer wieder im Verlauf von Trumps Präsidents­chaft dieselben Menschen besucht, darf sie nicht streiten, sondern muss zuhören. Das allerdings erweist sich, auch für das Filmpublik­um, als leichter gesagt denn getan: Die kognitive Dissonanz, die diese Menschen verkörpern, ist schwer zu ertragen, der Spannungsz­ustand zwischen diesen reflektier­t wirkenden Menschen und den offensicht­lichen Fehlinform­ationen, die sie wiederhole­n.

Wie Menschen so sehr manipulier­t werden können, ist furchteinf­lößend. Clinton wird Lüge vorgeworfe­n, Korruption, jedes Argument gegen Trump wird entkräftet. Es stellt sich die Frage nach den Informatio­nsquellen, und die ist dann recht klar beantworte­t: dass man lieber Fox News sieht, weil überall sonst so gegen Trump geredet wird, dass man dann zwar vielleicht nur in seiner eigenen Meinung bestärkt wird, das aber doch angenehmer sei. Freundscha­ften mit NichtTrump-Wählern werden abgebroche­n oder das Thema einfach nicht mehr angeschnit­ten: „Die sollen glauben, was sie wollen, und ich glaube das, was ich will.“

Brandstätt­ers Gesprächsp­artnerinne­n und Gesprächsp­artner fühlen sich als angefeinde­te Minderheit, obwohl er doch die Wahl gewonnen hat und seine Politik eine für die Allerprivi­legiertest­en ist. Es ist atemberaub­end, und wie es Brandstätt­er gelingt, nie dagegenzur­eden, was den Film allerdings um so bestürzend­er wirken lässt.

Film: This Land Is My Land. Dokumentar­film, Österreich 2020. Regie: Susanne Brandstätt­er. Start: 4. 9.

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BILD: SN/FILMDELIGH­TS Susanne Brandstätt­er sah sich im Bundesstaa­t Ohio um.

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