Wer möchte noch Politiker sein?
Wer bitte schön möchte heute noch Politiker sein? Diese Frage stellt sich wohl seit Längerem, insbesondere wenn man die Printmedien oder Fernsehen und Rundfunk regelmäßig verfolgt. Dort werden nur zu oft die Grenzen einer sachlichen Berichterstattung überschritten und Politiker einer völlig unangemessenen, geradezu hetzerischen Polemik ausgesetzt. Dieser Umstand ist mit ein Grund, dass sich immer öfter nur solche Menschen für eine politische Karriere entscheiden, die bloße Selbstdarsteller sind oder sich einen persönlichen Vorteil erhoffen.
Demgegenüber werden echte Idealisten, Menschen, die den Blick für „das Ganze“, also das Allgemeinwohl, haben, davon abgeschreckt, in die Politik zu gehen. Zu viele Schmutzkübel werden über ihnen ausgeleert, häufig werden sie Opfer politischer Intrigen, die über die Medien öffentlichkeitswirksam ausgetragen werden.
Dazu kommt, dass Menschen, die sowohl die fachliche und menschliche Qualität als auch den Mut dazu hätten, etwas zu verändern, in Zeiten der Europäisierung und Globalisierung vor besonders schwerwiegende Herausforderungen gestellt werden. Zudem werden die „politischen Spielräume“durch (zweifellos notwendige) Sparkurse entscheidend verengt. Diese schwierigen Rahmenbedingungen führen in vielen Fällen dazu, dass politisch talentierte Persönlichkeiten sich für eine Karriere in der Privatwirtschaft entscheiden, wo sie möglicherweise ein Vielfaches eines Politikers verdienen und nicht mit Beschmutzung und Beschimpfung leben müssen.
Wenn wir Bürger wollen, dass sich in unserem Österreich etwas ändert, müssen wir als Allererstes einen anderen Umgang mit den von uns gewählten Vertretern lernen. Wir müssen verstehen, dass dort auch nur Menschen mit ihren Fehlern und Einschränkungen arbeiten und keine Übermenschen.
Friedrich Sorger