Salzburger Nachrichten

Eklat: Djokovic disqualifi­ziert

- Christian Mortsch

Novak Djoković hat am Sonntagabe­nd für einen der größten Skandale der Tennisgesc­hichte gesorgt. Der Serbe feuerte im Achtelfina­le der US Open beim Stand von 5:6 gegen Pablo Carreno Busta aus Ärger über einen soeben kassierten Aufschlagv­erlust einen Ball unkontroll­iert weg und traf dabei eine Linienrich­terin. Die Frau rang danach um Luft, dürfte aber keine Verletzung davongetra­gen haben. Obwohl es freilich keine Absicht war, wurde die Nummer eins der Welt den Regeln entspreche­nd sofort disqualifi­ziert. „Ich akzeptiere jede Entscheidu­ng. Es war mein Fehler“, gestand der Titelfavor­it noch beim Verlassen des Stadions nach einer längeren Diskussion mit dem Schiedsric­hter. Bereits zuvor, als Djokovic bei 5:4 zwei Satzbälle hatte und der Spanier einen davon mit einem Stopp abwehrte, hatte der Serbe die Nerven verloren und einen Ball gegen die Bande gefeuert, allerdings niemanden getroffen. Der Ausschluss von Djokovic übertraf damit einen anderen Skandal noch bei weitem.

Denn niemand vermag sich auszumalen, was wohl passiert wäre, wenn es bei den US Open mehr als den bisher einen Coronafall gegeben hätte. Denn allein ein einziges positives Testergebn­is von Benoît Paire schlägt auch eine Woche danach noch höchste Wellen. Im Visier der Kritik der Spieler sind die Veranstalt­er und die US-Politik. Jüngster Auslöser war die Disqualifi­kation von Kristina Mladenovic. Die Ex-Freundin von Dominic Thiem durfte als Kontaktper­son von Paire nicht mehr zum Zweitrunde­n-Doppel antreten. Und das, obwohl sie bereits drei Matches (zwei Einzel, ein Doppel) bestritten sowie täglich einen negativen Covid-19-Test abgegeben hatte.

Mladenovic, die mit ihrer ungarische­n Partnerin Tímea Babos als weltbestes Doppel Titelfavor­itin war, sparte sich weitere Kritik. Die Französin hatte ihrem Zorn über den „absolut abscheulic­hen Albtraum“, den Spielerinn­en und Spieler in Zusammenha­ng mit den Coronamaßn­ahmen erleben würden, schon zuvor Luft gemacht. Nun bekam sie Unterstütz­ung von Kollegscha­ft und Experten. So kritisiert­e Boris Becker die jüngste Farce. „Das ist unfair und nicht richtig. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn. Es muss gleiches Recht für alle gelten“, sagte die deutsche Legende als TV-Experte.

Becker bezog sich damit auch auf den Fall Adrian Mannarino. Schon der Franzose hätte beinahe nicht zu seinem Drittrunde­nmatch gegen Alexander Zverev antreten dürfen. Nur weil der Deutsche einer zweimalige­n Verschiebu­ng des Duells zustimmte, kam es nicht zu einer Absage. Djoković hatte sich bei der US-Politik noch dafür starkgemac­ht, die ohnehin strengen Auflagen während des Turniers nicht noch einmal zu verschärfe­n. Nun ist für ihn das Turnier zu Ende, der Eklat wird ihn seine ganze Karriere begleiten.

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BILD: SN/AP Novak Djokovic traf eine Linienrich­terin am Hals.

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