Eklat: Djokovic disqualifiziert
Novak Djoković hat am Sonntagabend für einen der größten Skandale der Tennisgeschichte gesorgt. Der Serbe feuerte im Achtelfinale der US Open beim Stand von 5:6 gegen Pablo Carreno Busta aus Ärger über einen soeben kassierten Aufschlagverlust einen Ball unkontrolliert weg und traf dabei eine Linienrichterin. Die Frau rang danach um Luft, dürfte aber keine Verletzung davongetragen haben. Obwohl es freilich keine Absicht war, wurde die Nummer eins der Welt den Regeln entsprechend sofort disqualifiziert. „Ich akzeptiere jede Entscheidung. Es war mein Fehler“, gestand der Titelfavorit noch beim Verlassen des Stadions nach einer längeren Diskussion mit dem Schiedsrichter. Bereits zuvor, als Djokovic bei 5:4 zwei Satzbälle hatte und der Spanier einen davon mit einem Stopp abwehrte, hatte der Serbe die Nerven verloren und einen Ball gegen die Bande gefeuert, allerdings niemanden getroffen. Der Ausschluss von Djokovic übertraf damit einen anderen Skandal noch bei weitem.
Denn niemand vermag sich auszumalen, was wohl passiert wäre, wenn es bei den US Open mehr als den bisher einen Coronafall gegeben hätte. Denn allein ein einziges positives Testergebnis von Benoît Paire schlägt auch eine Woche danach noch höchste Wellen. Im Visier der Kritik der Spieler sind die Veranstalter und die US-Politik. Jüngster Auslöser war die Disqualifikation von Kristina Mladenovic. Die Ex-Freundin von Dominic Thiem durfte als Kontaktperson von Paire nicht mehr zum Zweitrunden-Doppel antreten. Und das, obwohl sie bereits drei Matches (zwei Einzel, ein Doppel) bestritten sowie täglich einen negativen Covid-19-Test abgegeben hatte.
Mladenovic, die mit ihrer ungarischen Partnerin Tímea Babos als weltbestes Doppel Titelfavoritin war, sparte sich weitere Kritik. Die Französin hatte ihrem Zorn über den „absolut abscheulichen Albtraum“, den Spielerinnen und Spieler in Zusammenhang mit den Coronamaßnahmen erleben würden, schon zuvor Luft gemacht. Nun bekam sie Unterstützung von Kollegschaft und Experten. So kritisierte Boris Becker die jüngste Farce. „Das ist unfair und nicht richtig. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn. Es muss gleiches Recht für alle gelten“, sagte die deutsche Legende als TV-Experte.
Becker bezog sich damit auch auf den Fall Adrian Mannarino. Schon der Franzose hätte beinahe nicht zu seinem Drittrundenmatch gegen Alexander Zverev antreten dürfen. Nur weil der Deutsche einer zweimaligen Verschiebung des Duells zustimmte, kam es nicht zu einer Absage. Djoković hatte sich bei der US-Politik noch dafür starkgemacht, die ohnehin strengen Auflagen während des Turniers nicht noch einmal zu verschärfen. Nun ist für ihn das Turnier zu Ende, der Eklat wird ihn seine ganze Karriere begleiten.