Salzburger Nachrichten

Schmuggel von Kokain floriert trotz Pandemie

Die Drogen kamen vor allem über den Seeweg von Südamerika nach Europa. Tonnen an Kokain wurden in Häfen entdeckt.

- SN-ham, dpa

Der illegale Drogenhand­el ist durch die Covid-19-Pandemie nach Erkenntnis­sen von Europol nicht zurückgega­ngen. Der Schmuggel von Kokain aus Südamerika nach Europa steuere sogar auf „Rekordwert­e“zu, sagte Sascha Strupp, strategisc­her Analyst für Drogenhand­el bei der Europäisch­en Polizeibeh­örde in Den Haag, der Deutschen Presse-Agentur. „Corona hat gar keinen Einfluss auf den Schmuggel über den Meeresweg gehabt.“Der gesamte Drogenmark­t ist nach den Worten des Drogenexpe­rten „ein Wachstumsm­arkt“.

Das Volumen der eingeschle­usten Drogen ist schwer zu schätzen. Deutliche Hinweise auf eine Zunahme sehen Ermittler aber auch in der Menge der beschlagna­hmten Drogen. Im Hafen von Rotterdam wurden im ersten Halbjahr 2020 mehr als 25.000 Kilogramm Kokain sichergest­ellt, mehr als doppelt so viel wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Bereits 2019 hatten die Zollfahnde­r eine Rekordmeng­e entdeckt: insgesamt 34.000 Kilogramm Kokain, fast doppelt so viel wie 2018. Als einer der wichtigste­n Umschlagpl­ätze für Drogen gilt auch die belgische Hafenstadt Antwerpen. Im August stellten Ermittler im Hafen bei mehreren Einsätzen innerhalb einer Woche 2,3 Tonnen Kokain sicher. Im gesamten Vorjahr hatten die Behörden dort 61,8 Tonnen Kokain beschlagna­hmt. Die größten Mengen kommen aus Brasilien, Ecuador und Kolumbien.

Im Hamburger Hafen stellte der Zoll 1,8 Tonnen Kokain sicher. Die Drogen waren in Säcken mit Katzenstre­u versteckt gewesen und mit einem Schiff aus Peru gekommen. Der Fund wurde im August bekannt, hatte sich aber schon im März ereignet. Es war heuer der bisher größte Drogenfund in Hamburg.

In einem Dorf im Nordosten der Niederland­e war kürzlich das bisher größte bekannte Kokainlabo­r des Landes aufgespürt worden, in dem bis zu 200 Kilogramm täglich verarbeite­t werden konnten.

Kriminelle Banden setzen beim Drogenschm­uggel nach Europol-Erkenntnis­sen vorwiegend auf den Seeweg. Dabei werde Kokain meist in Containern zwischen anderen Produkten versteckt, seit Ausbruch der Pandemie zunehmend in Schiffslad­ungen zwischen medizinisc­her Ausrüstung und medizinisc­hen Produkten. Der Schmuggel auf dem Luftweg ist den Angaben zufolge durch die Reisebesch­ränkungen völlig eingebroch­en.

In Österreich hatte die Pandemie Einfluss auf den Straßenver­kauf von Drogen, bei dem vor allem aufgrund des Lockdowns ein Einbruch verzeichne­t wurde. Mitunter verlagerte sich der Verkauf auch in Privatwohn­ungen – zumindest vorübergeh­end. Die Suchtgiftp­reise seien aber stabil geblieben. Das erklärt Daniel Lichtenegg­er, Leiter des Büros für Suchtmitte­lkriminali­tät im Bundeskrim­inalamt. Zwar sei der Flugverkeh­r weggebroch­en, aber Drogen seien mit Lkw oder Autos gebracht worden. Sicherstel­lungen in anderen europäisch­en Ländern zeigten – auch schon vor der Pandemie –, dass Drogen immer wieder in legale Lkw-Lieferunge­n integriert würden, etwa indem sie in Maschinen eingebaut oder in künstliche­n Gesteinsbr­ocken versteckt waren. Aber auch der Internetha­ndel mit Drogen sei in der Krise stabil geblieben, erklärt Lichtenegg­er. Über den Postverkeh­r werden vor allem synthetisc­he Drogen wie Ecstasy oder LSD in Umlauf gebracht. Bestellt wird meist im Darknet – einem schwer zugänglich­en Teil des Internets.

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