Thiems Traum vom Grand-Slam-Triumph lebt
Österreichs Tennisstar steht plötzlich als Titelfavorit Nummer eins im Viertelfinale der US Open.
Ohne glänzen zu müssen, dafür mit weitgehend solidem Tennis ist Dominic Thiem souverän ins Viertelfinale der US Open eingezogen. Österreichs Star besiegte den Kanadier Felix Auger-Aliassime 7:6(4), 6:1, 6:1 und spielt damit am Mittwoch gegen den Australier Alex de Minaur um sein erstes Halbfinale in New York. Sogar der erste GrandSlam-Triumph scheint nun so nah wie noch nie, ist Thiem doch nun nach der Disqualifikation von Novak Djokovic der höchstgereihte Spieler im Turnier.
Dabei hatte es Thiem im ersten Satz spannender gemacht als nötig. Nur eine von sieben Breakchancen konnte Thiem verwerten, ehe er bei 5:4 selbst den Aufschlag abgeben und dann ins Tiebreak musste. Dann aber war der 27-Jährige bei den wichtigsten Punkten zur Stelle. Davon offensichtlich beeindruckt gelang es dem 20-Jährige fortan nicht mehr Thiem ins Wanken zu bringen. Hatte „FAA“, wie der Weltranglisten-21. Genannt und von vielen Experten als nächster Topstar gehandelt wird, etwa gegen Andy Murray mit Hochgeschwindigkeitstennis dominiert, so zeigte ihm Thiem mit ebendiesen Fertigkeiten in zwei Stunden die Grenzen auf.
Nun wird er von einem weiteren Jungstar gefordert. De Minaur, 21 Jahre jung und Nummer 28 der Welt, besiegte den Kanadier Vasek Pospisil 7:6(6), 6:3, 6:2. Natürlich ist
Thiem auch in diesem Match Favorit und nun sogar Titelanwärter Nummer eins. Denn Djokovic, in heuer zuvor 26 Spielen unbesiegt, nahm sich mit einem Blackout selbst aus dem Spiel. Die Disqualifikation, nachdem der Serbe im Achtelfinale gegen Pablo Carreno Busta bei 5:6 eine Linienrichterin aus Ärger mit dem Ball am Hals getroffen hatte, bedeutete einen der größten Skandale der Tennisgeschichte. „Das lässt mich traurig und leer zurück. Ich entschuldige mich bei allen. Ich muss das als Lektion sehen, muss weiter hart an mir arbeiten, um daraus als Spieler und Mensch zu lernen“, zeigte der Serbe Reue.
Die aberkannten Punkte wird Djoković ebenso leicht verschmerzen wie die zu erwartend hohe Geldstrafe. Nagen an ihm wird der abermals ramponierte Ruf. Er, der sich sportlich mit Roger Federer und Rafael Nadal um die AllzeitNummer-eins duelliert, aber puncto Sympathien diesem Legendenstatus einfach nicht gerecht werden kann. Als „Der ungeliebte Gigant“(„Süddeutsche Zeitung“) hat er wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt. Die ab sofort Thiem schreiben will. Die Chancen, dass ihm das am Sonntag mit seinem ersten GrandSlam-Triumph gelingt, werden immer größer. Das Aus von Djokovic spielt in seinen Gedanken daran aber keine Rolle: „Es ändert nichts. Ich bin sehr zufrieden mit den letzten beiden Sätzen und konzentriere mich nur auf mich.“